KZ-Buchenwald, Schutzhäftling Nr. 771

„C. wurde am 26.1936 wegen illeg. Betätigung für die IBV in Schutzhaft genommen. Am 23.4.37 wurde er von dem Sondergericht in Ffm. freigesprochen.“

Freispruch bedeutet bei Peter Cremanns Aufenthalt im Konzentrationslager. Denn weiter heißt es auf der Karteikarte der Gestapo. „Er befindet sich im K.L. Lichtenburg“ und „Wurde am 25.12.38 aus dem KZ-Lager Buchenwald nach Haiger entlassen.“ – 20 Monate nach dem Freispruch durch das Sondergericht in Frankfurt.

Der Grund für den KZ-Aufenthalt – Bibelforscher!

Bei der Überstellung in das KZ Buchenwald mußte Peter Cremanns auch seine Handschuhe abgeben.

6 Tage vor seiner Haftentlassung erhielt Peter Cremanns dann schon einmal seine Handschuhe zurück, denn der Empfang wurde am 19.12.1938 bestätigt. 

Vermutlich wurde Peter Cremanns Weihnachten 1938 in Buchenwald entlassen, weil man Platz für neue Schutzhäftlinge brauchte. Denn nach der Progromnacht zum 10. November wurden in ganz Deutschland ca. 30.000 überwiegend männliche Juden verhaftet und in die Konzentrationslager Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen verschleppt.

Herr Hägele aus Stuttgart

Den Herrn Hägele aus Stuttgart habe ich nie kennengelernt. Der Herr Hägele war der Verlobte meiner Tante Else. Herr Hägele war während des 2. Weltkrieges im Haus meiner Großeltern einquartiert, bei dieser Gelegenheit wird er wohl meine Tante Else kennengelernt haben.

Jahrzehnte habe ich gedacht Tante Else heißt auch Else. Denn Else stand ja auch auf dem Grabstein ! 2004 habe ich einen Energieausweis für ein Haus erstellt, ich kam damals mit der Hausbesitzerin ins Gespräch und Sie fragte mich, ob ich eine Else Pongs kennen würde. Klar kannte ich Else und es stellte sich heraus, die Hausbesitzerin war eine „alte“ Schulfreundin von meiner Tante.

„Alt“ im wörtlichen Sinne, denn Else Pongs ist 1944 an Tuberkulose verstorben. Ich war wirklich überrascht, das sich nach 60 Jahren noch jemand an Friederike Elisabeth bzw. Else erinnerte.

Am Tag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion, den 22. Juni 1941, war Tante Else im Schwarzwald.

Hirsau (Calw), nördlicher Schwarzwald

Blick auf Bad Liebenzell

Uhlandshöhe (Stuttgart)

Otto Pongs und die Windberger Mühle

Auf der Suche nach meinen Vorfahren fand ich zufällig im Internet eine Seite über Kriegsgefangene aus dem 1. Weltkrieg, darunter waren mein Großvater und sein Bruder Otto. Otto Wienand Pongs (1886 bis 1978) war ein Künstler, ein Lebenskünstler. Otto war Maler und Anstreicher. Seine Bilder hingen vor allem in Gaststätten, die es Heute längst nicht mehr gibt, wie dem Roten Gockel in Hatzenport (Mosel) oder dem Cafe Waldfrieden in Viersen. 

Das bekannteste Werk von Otto Pongs ist „Der Müller mit Mühle“. Im Jahre 1552 erhielt der Abt vom Gladbach vom Herzog von Jülich die Erlaubnis, auf dem „Tütenberg am Breidenbusch“ eine Windmühle zu errichten, die einzige Mühle im Gladbacher Land. Die Mühle brannte 1890 ab. Das zugehörige Mühlenhäuschen verschwand Mitte der 1990-er Jahre.

Eine Gedenktafel an der Venner Straße in Mönchengladbach erinnert an die Windberger Mühle. Das Mühlen-Bild auf dieser Gedenktafel ist von Otto Pongs.

Das künstlerische Schaffen des Otto Pongs gerät in Vergessenheit, unvergessen bleibt dagegen die Teilnahme des Landsturmmannes Otto Wienand Pongs vom Infanterie-Regiment „von Horn“ (3. Rheinisches) Nr. 29 der Preußischen Armee im 1. Weltkrieg.

Beim Internationalen Komitee des Roten Kreuzes in Genf gibt es Informationen über Otto Pongs, der 1917 bei Langemarck in Gefangenschaft geriet, unter der Registriernummer A 13877.

Pongs aus Pungs

Der geografische Mittelpunkt der Stadt Mönchengladbach liegt im Stadtteil Pongs, vermutlich bei der Bushaltestelle Pongs-Mitte.

Bei meinen Vorfahren wechselt die Schreibweise des Nachnamens häufig zwischen Pungs und Pongs. Ein Wechsel ergibt sich auch für den Ortsnamen Pongs. Der Ortsteil Pongs hieß früher Pungs. 

Der Familienname Pongs ist ein Wohnstättenname, der von der Herkunft (Herkunftsname) meiner Vorfahren aus der Siedlung Pongs abgeleitet wurde. Vielleicht lag der Ursprung der Familie bei den mittlerweile abgerissenen Pongs Höfen in Pongs. 

Meine alten Pongs-Vorfahren waren Untertanen der „Herren von Rheydt“. und das Land gehörte den „Herren von Rheydt“. So wird über einen meiner Pongs-Vorfahren um 1600 berichtet: „Adolf Pungs Gut an Pongs ist Lehngut des Herren zu Rheydt“ – daraus ergibt sich der berufliche Stand meiner  Vorfahren, Bauern.  Der Begriff „Gut“ war im 1600 nicht gleich ein großer Bauernhof. Im Rheydter Land gab es damals auch „Güter“, die kaum
einen Hektar Fläche aufwiesen.

Der Vater von Adolf Pungs, der Jasper (Kasper) war auch schon Inhaber eines Lehnhofes der „Herren zu Rheydt“.  Von Jasper Pungs wird 1587 berichtet, das er gefänglich eingezogen“ wurde. Aber mein Urahn Jasper war sicher kein Verbrecher, er saß unschuldig in  den Rheydter Kasematten ein.  Jasper hatte vermutlich Streit mit dem „Herrn von Rheydt“ wegen
willkürlich erhobener Frondienste. Da er sich dagegen wahrscheinlich  auflehnte wurde er kurzerhand auf Schloss Rheydt inhaftiert. Seine Frau Maria, geb. Pungs, heiratet dann zum zweiten Mal vor dem 20. April 1592 und zwar Peter Pungs. Jaspar Pungs ist demnach zwischen Anfang Dezember 1587 und 20. April 1592 verstorben. 1558 trat Otto von Bylandt die Herrschaft zu Schloss Rheydt an. Er forderte von den Rheydter Bauern willkürliche und überzogene Fronleistungen, so dass es ab 1578 zur offenen Rebellion der Bauern kam. In diesem Zusammenhang wird die Inhaftierung meines Urahn Jaspar stehen. Denn bis zum Tode von Otto von Bylandt am 15.02.1591 lag ein gestörtes Verhältnis zwischen der Herrschaft und seinen Untertanen vor.

 

Zdroje

Zdroje ist ein kleines Straßendorf, ca. 15 Kilometer östlich von Brodnica (Strasburg), an der Landstraße nach Górzno. Zdroje gehört zur Gemeinde Bartniczka im Powiat (Landkreis) Brodnicki, Woiwodschaft Kujawien-Pommern.

Im Jahr 1325 hieß das Dorf noch Miesiączkowo, seit 1738 wird es im Kirchenbuch als Zdroje bezeichnet. 1783 zählte man in Zdroje 9 Feuerstellen, 2011 hatte Zdroje 105 Einwohner. 

Irgendwie scheint man nicht zu wissen, wie man den Dorfnamen denn nun richtig schreiben soll, einige Beispiele: Sdroja, Zctroje, Zaisze und Zaioje. 1903 lag Zdroje noch in Westpreußen, polnisch wurde das Dorf erst wieder am 11.1.1920. Im Kirchenbuch von Górzno steht 1772, ZDroie.

Und hier die korrekte Schreibweise von Zdroje in polnisch:

Cremanns in Polen

Cremanns ist ein sehr seltener Familienname in Polen. Bis jetzt konnte ich noch niemanden mit diesem Namen in Polen finden. In Tczew (Dirschau) kommt der Name einmal vor.

Peter Cremanns kam als Soldat im 1. Weltkrieg aus Köln nach Górzno. Er wurde verwundet und lernte im Lazarett von  Górzno Apolonia Kaminska kennen, die dort als Krankenschwester arbeitete.

Apolonia Kaminska und Peter Cremanns heiraten 1916 in Górzno. 

Am 11. Januar 1920 trat um 4 Uhr nachmittags der Versailler Vertrag in Kraft und Westpreußen wurde polnisch. 

Der Versailler Friedensvertrag gab das polnische Staatsbürgerrecht in den vom Deutschen Reich abgetretenen Gebieten (Westpreußen) nur denjenigen Deutschen, die dort geboren waren oder seit dem 1.1.1908 gewohnt hatten. Zwischen 1920 und 1926 verließen 600.000 bis 800.000 Deutsche die an Polen abgetretenen Gebiete von Posen und Westpreußen.

Damals ging auch Peter Cremanns wieder zurück ins Rheinland. Ich vermute das Peter Cremanns als Deutscher aus Polen ausgewiesen wurde !

Apolonia und Peter Cremanns hatten zwei Kinder. Viele Menschen mit dem Familiennamen Cremanns kann es daher in Polen auch nicht geben !!!

Nach seiner kurzen Zeit in Górzno hatte Peter Cremanns aber immer noch Kontakt zur Familie – denn er hat meine Urgroßeltern in Essen-Schonnebeck besucht. Einsicht in das komplizierte Familienleben der Cremanns hatten wohl erst die Nazi-Deutschen. Nach zwanzig Jahren der Trennung gab es, während des Krieges eine Familienzusammenführung. Ehefrau, Tochter, Schwiegersohn und Enkelkinder kamen nach Haiger in den Lahn-Dill-Kreis. Dort lebte auch Peter Cremanns.

Ich bin mir aber nicht sicher, ob diese Familienzusammenführung der Nazis so ganz freiwillig erfolgte. Meine Großmutter erzählte mir, das ihre Cousine Gertrud Ansel (Kaminska, Cremanns) ein „P“ auf der Kleidung tragen mußte und als Sklavenarbeiterin in der Rüstungsindustrie tätig war.

Peter Cremanns war zwar Deutscher, aber eins war Peter Cremanns sicher nicht, ein Nazi. Scheinbar waren der 1. Weltkrieg, anschließend die Zeit in Polen und die Trennung von der Familie so prägend für Peter Cremanns, das er in der Erforschung der Bibel seine Zuversicht gesucht hat.

Als Bibelforscher (Zeuge Jehovas) war Peter Cremanns in einem deutschen Konzentrationslager und das macht diese deutsch-polnische Familienzusammenführung während des Krieges so kompliziert.

„Mehr oder wenig freiwillig eingedeutscht“

Zu den wenigen Büchern über den Kreis Strasburg in Westpreußen gehört das 1981 erschienene Buch „Der Kreis Strasburg – Geschichte eines westpreußischen Gebietes“ von Rudolf Birkhof. Zufinden ist das Buch u.a. in der Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts (DHI) in Warschau, unter der Signatur: 8.2 Prs /Bir / (Magazin).

Birkhof schreibt auf Seite 310 über Górzno u.a.: „1943 erhielt die Stadt mit der allgemeinen Verdeutschung die amtliche Bezeichnung „Görzberg“, einen Namen der sich bei der Bevölkerung kaum durchsetzte. Am Aufbau der Einwohnerschaft änderte sich während der sechs Jahre relativ wenig. Noch vor dem 1. September 1939 waren mehrere polnische Familien geflohen. Die übrigen verbliebenen wurden später – mehr oder wenig freiwillig – eingedeutscht. Daneben blieb der Zuzug von Deutschen aus dem Reich in bescheidenen Grenzen. 1941 wanderten 16 Familien Bessarabiendeutscher ein, die zum größten Teil polnische Bauernhöfe als Treuhänder übernahmen. Bis Oktober 1943 stieg die Einwohnerzahl auf 1991 Personen, d.h. im Vergleich zum Jahre 1933 hatte sie sich um 7,5 % vergrößert (im gesamten Kreisgebiet dagegen um 16 Prozent.“

Man sieht wohl, wes Geistes Kind der Verfasser ist, denn auf Seite 297 schreibt Birkhof im Zusammenhang mit der Stadt Lautenburg (Lidzbark), „Die Befreiung im September 1939 verbesserte die Lage der Volksdeutschen ganz entscheidend.“ Herausgegeben wurde diese Abhandlung vom Heimatkreis Strasburg der Landsmannschaft Westpreußen. In der Charta der deutschen Heimatvertriebenen ist das „Recht auf Heimat“ ein von „Gott geschenktes Grundrecht der Menschheit“.

Auf Seite 310 des Buches ist die Rede von der Tante meiner Großmutter, Apolonia Cremanns, denn die wurde damals „mehr oder wenig freiwillig eingedeutscht“. Der Rest der Familie wurde gleich mit „eingedeutscht“ und „Heim ins Reich“ gebracht bzw. nach Haiger in Hessen deportiert.(deportowany do III Rzeszy)

Zufällig fand ich einen interessanten Artikel in der Berliner Taz vom 8. Mai 1995 über die Nachbarn von Apolonia Cremanns in Zaborowo, die Familie Narodzonek: „April 42 sind sie gekommen, nachts, in schwarzen Uniformen, SS-Männer oder SA, Pani Febronia weiß es nicht mehr, sie war ein Kind damals, kaum zehn Jahre alt.
„Los, raus aus den Betten, aufstehn, anziehn, schnell, schnell!“ hieß es da, die deutschen Befehle kennt sie noch wörtlich. Sind gekommen, die Familie abholen, den Vater Jan, die Mutter Wladislawa und ihre fünf Kinder, Grzegorz, Ludwik, Henryka, Febronia und den kleinen Jan, den Sechsjährigen, der zu weinen anfing. Haben sie packen geheißen, Bettzeug und ein paar Kleider für den Arbeitseinsatz, sonst nichts. Aber Grzegorz, dem Achtzehnjährigen, ist es gelungen, unbemerkt zu fliehen. Ihn haben sie nie wiedergesehen, den Bruder, den die Deutschen dann erschossen haben im November 44. Es hatte geheißen, er habe den Partisanen geholfen.
„Ein SS-Jagdkommando hat ihn zur Strecke gebracht“, fügt da Stefan, der Förster, hinzu, und an Ort und Stelle hätten sie Grzegorz Narodzonek, gerade 20 Jahre alt, im Wald verscharrt. In Zaborowo, Kreis Brodnica, war das, da war auch Febronias Elternhaus, das Bauernhaus mit den 20 Hektar Feld, ein schmuckes Anwesen. Die Deutschen, seit September 39 als Herrenmenschen im Land, hätten mit Vorliebe die Bauern der stattlicheren Höfe geholt, die haben sie für ihre eigenen Leute frei gemacht. Haus und Hof der Familie Narodzonek haben Deutsche aus Bessarabien bekommen.“ http://www.taz.de/!1509803/

Bei einer repräsentativen Befragung von 1.000 Personen im Alter von 16 bis 92 Jahren glaubten im Februar 2018, 54 Prozent der Deutschen das ihre Familien zu den Opfern von Hitlers Politik zählten und nur knapp 18 Prozent gab zu, dass unter ihren Vorfahren, Täter der Naziverbrecher waren. Immerhin gehörten 18 % der Befragten noch zu den Gutmenschen. 

Dies berichtet die „Welt“ am 23.2.2017 unter dem Titel: „Wie sich heutige Deutsche die NS-Zeit schönlügen“.


Quellenangabe: obs/Stiftung EVZ/www.greengrafik.com/

Mich schockiert immer wieder die Unwissenheit über die Art der deutschen Besatzung und der Verbrechen in Polen. Das Ziel war die vollständige Unterordnung und Zerstörung der polnischen Gesellschaft. Es begann mit der gezielten Tötung polnischer Intellektueller am Kriegsanfang (Sonderaktion Krakau und die Lemberger Professorenmorde) und reicht bis zur Niederschlagung des Ghetto-Aufstandes 1943 und des Warschauer Aufstandes 1944.

Beim Rückzug der Deutschen war von Warschau ein elender schneebedeckter Trümmerhaufen übrig. Aus dem Stadtteil Wola mussten nach dem Warschauer Aufstand zehn Tonnen menschlicher Asche auf einen besonderen Friedhof gebracht werden. Schätzungen zufolge ermordeten die Deutschen insgesamt drei Millionen nichtjüdische Einwohner Polens. Das waren knapp 1200 täglich.

Alte Holzhäuser in Jeleń

In Jeleń gibt es etwa ein dutzend Häuser die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer Holzbauweise errichtet wurden. Rund um Jeleń, gibt es große Wälder und so war der Baustoff Holz schnell verfügbar. Es wurden meist sehr einfache Häuser, sogenannte Kathen, ohne große Verzierungen gebaut. Die Kathen hatten früher winzige Fenster, sie waren im Inneren auch ziemlich dunkel. Einen Fußboden aus Holz gab es in den Kathen nicht, dafür wurde der festgestampfte Boden mit Strohmatten ausgelegt. In der Raummitte befand sich die Kochstelle. Das Dach war mit Stroh gedeckt.

Die Bewohner der Kathen sind Käthner (Mieter, Pächter) oder Eigenkäthner (Eigentümer). Die Familie Jendrian besaß in Jeleń keine eigene Kathe, sie waren Pächter einer Kathe.

Zur Kathe gehörte in der Regel kein Scheunen- oder Stallgebäude. Kathen sind meist einstöckig, der Giebelraum wurde als Stroh- und Nahrungsmittellager genutzt. Die Kathe besaß ein wenig Gartenland, das der Eigenversorgung diente. Da der Ertrag des Gartens häufig nicht für den Lebensunterhalt ausreichte, verrichteten die Käthner zusätzliche handwerkliche Arbeiten oder arbeiteten als Tagelöhner auf den Gutshöfen.

Ein Käthner (Mieter, Pächter) musste als Gegenleistung für die Überlassung einer Kathe und eines Grundstücks für die eigene Bewirtschaftung an den Grundherrn nicht nur Zinsen in bar sowie Naturalien (z.B. Hühner, Getreide) leisten, sondern auch „Hand- und Spanndienste“ leisten, d.h. bei der Ernte helfen.