Fürs „Vaterland“ gefallen (1914 – 1918)

„Wir müssen uns wieder an den Gedanken gewöhnen, dass die Gefahr eines Krieges in Europa drohen könnte. Und das heißt: Wir müssen kriegstüchtig werden. Wir müssen wehrhaft sein. Und die Bundeswehr und die Gesellschaft dafür aufstellen“, sagte der SPD-Politiker und Verteidigungsminister Boris Pistorius am Sonntag, den 29. Oktober 2023, in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“.

Schon während des 1. Weltkrieges hatte der Cousin von meinem Urgroßvater, der Viersener Fabrikant Otto Wilhelm Kornelius Pongs eine Kriegsanleihe in Höhe von 15.000,- Mark zum „Gedächtnis der gefallenen Söhne“ der Stadt Viersen gestiftet. Die Geldsumme für ein Denkmal war jedoch nach Kriegsende durch die Inflation vollkommen wertlos geworden. 1925 stellte Otto Pongs für den gleichen Zweck erneut 10.000,- Mark zur Verfügung. Die feierliche Enthüllung des Denkmals fand am 8. August 1926 statt. Auf der Vorderseite des Sockels stehen lediglich zwei Worte:
F Ü R S  V A T E R L A N D
Auf der Rückseite befinden sich die Jahreszahlen
1914 – 1918
Das Denkmal befindet sich im Alten Stadtgarten von Viersen.

In der Nähe von Lens befindet sich der Ring der Erinnerung. Eine der größten Gedenkstätten der Welt mit 579.606 Namen von gefallenen Soldaten des 1. Weltkrieges in Nord-Pas-de Calais (französisches Flandern und Artois). Unter den fast 580.000 verzeichneten Namen der Gedenkstätte befinden sich Theophil Kaminski aus Zdroje und Felix Scheffler aus Polnisch Brzozie.

Theophil Kaminski aus Zdroje ruht auf der Kriegsgräberstätte in Carvin, Endgrablage Block 5 Grab 491. Theophil Kaminski fiel als Ersatz-Reservist am 28. Juli 1917.

Felix Scheffler ruht auf der Kriegsgräberstätte in Laventie, Endgrablage Block 3 Grab 95. Felix Scheffler fiel am 11. April 1918.

Heinrich Calmund aus Heimersheim (Ahr) ruht auf der Kriegsgräberstätte in Vermandovillers, Endgrablage Block 4 Grab 1304. Heinrich Calmund fiel am 24. April 1918 in Hangard. Auf dem Friedhof von Heimersheim befindet sich ein Gedenkstein mit den Namen der gefallenen Soldaten aus dem Ort.

Denkmal für die gefallenen Soldaten des 1. Weltkrieges auf dem Friedhof in Heimershein (Ahr) 

Aus dem Fotoalbum von Willy Pongs

Joseph Jendrian aus Gelsenkirchen ist vermutlich als unbekannter Soldat auf die Kriegsgräberstätte Souain überführt worden. Unter den gefallenen Soldaten im Kameradengrab befindet sich auch der Maler August Macke. Joseph Jendrian ist am 3.10.1915 bei Perthes in der Champagne gefallen. Zwischen dem 25. September und dem 6. November 1915 fand die Herbstschlacht in der Champagne statt. Die angreifenden Franzosen verloren in dieser Schlacht fast 145.000 Mann, die Deutschen etwa 72.000 Mann, davon kamen 17.500 Soldaten in Gefangenschaft. Die gescheiterte Offensive und die umsonst gebrachten schweren Verluste führten bei den Franzosen zu einer innenpolitischen Krise, u.a. wurden der Ministerpräsident und Kriegsminister ersetzt.

Boleslaus Lenski aus Gelsenkirchen, Wehrmann im Infanterie-Leibregiment 117, fiel am 13. November 1915 vormittags um 9.30 Uhr infolge eines Kopfschusses östlich der Serre. Ein Grab von Boleslaus Lenski gibt es nicht.

Eintrag in der Verlustliste 1916

Peter Piotrowski aus Zaborowo, 5. Kompanie des Westpreußischen Infanterie-Regiment Nr. 176, starb 1916. Ein Grab von Peter Piotrowski gibt es nicht, in der Verlustliste vom 12.10.1916 sowie in der Thorner Presse vom 18.10.1916 wird der Tod gemeldet. Die Schlacht an der Somme war eine der größten Schlachten an der Westfront des Ersten Weltkrieges. Sie begann am 1. Juli 1916 im Rahmen einer britisch-französischen Großoffensive gegen die deutschen Stellungen. Sie wurde am 18. November desselben Jahres abgebrochen, ohne eine militärische Entscheidung herbeigeführt zu haben. Mit über einer Million getöteten, verwundeten und vermissten Soldaten war sie die verlustreichste Schlacht der Westfront während des Ersten Weltkriegs.

Thorner Presse vom 18. Oktober 1916

Aus dem Fotoalbum von Willy Pongs

Paul Pongs aus Rheine war Angehöriger der 7. Kompagnie des Infanterie-Regiment „Herwarth von Bittenfeld“ (1. Westfälisches) Nr. 13. Das Regiment wurde ausschließlich an der Westfront in Belgien und Frankreich eingesetzt, unter anderem bei Lüttich, Namur, St. Quentin, Reims, Lille, Verdun und Sedan. Der Einsatz in der Schlacht um Verdun 1917 war besonders verlustreich. Vermutlich fiel Paul Pongs 1917 bei den Kämpfen am Höhenzug Chemin des Dames (Damenweg). Der Höhenzug Chemin des Dames gehörte zu den stark umkämpften Regionen der Westfront (Zone rouge); auf wenigen Quadratkilometern fand eine der blutigsten Materialschlachten des gesamten Krieges statt. Ein Grab von Paul Pongs gibt es nicht. In Rheine wurde zwischen 1925 – 1927 auf dem Thieberg ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet. Die Inschrift des Denkmals lautet „Unseren 780 gefallenen Kameraden – der Kriegerbund Rheine“ und erinnert an die Kämpfe in der Südsee, Gorlice, Karpathen, Tannenberg, Somme, Verdun, Kiautschou, Champagne, Marne, Balkan, Isonzo, Skagerrak, Flandern und Arras. Verzeichnet ist auch Paul Pongs.

Anzeige am 25. Januar 1925 im Rheiner Volksblatt mit der Liste der gefallenen Soldaten

Zum Gedenktag der Toten des Weltkrieges erschien am 25. Januar 1925 in der Münsterländischen Volkszeitung – Rheiner Volksblatt ein Verzeichnis der aus St. Dionysius-Pfarrgemeinde gefallen Soldaten. „Die beinahe vollendete Kriegerkapelle wartet daran an ihren Wänden in goldenen Lettern die Namen zu verewigen. Mit der Eingravierung der Namen wird in Bälde begonnen werden. Sollten noch Namen von Gefallenen oder Vermißten fehlen, bitte ich, mir dies bis nächsten Sonntag mündlich und zugleich auch am besten schriftlich gütigst mitzuteilen. Zu Ostern soll dann hoffentlich die Kapelle dauernd in Gebrauch genommen werden können und das Andenken der treuen toten Krieger für Jahrhunderte in Ehren erhalten. Fabry, Pfarrer“

Otto Pongs aus Winterwijk (Niederlande) wird seit dem 21. Oktober 1917 vermißt. Er meldete sich freiwillig zum Krieg und war Angehöriger der 12. Kompanie des Infanterie-Regiment „Hamburg“ (2. Hanseatisches) Nr. 76. Einer Karteikarte des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) ist zu entnehmen, das Otto Pongs laut Nachricht des Kommandanten in einem französischen  oder englischen Kriegslazarett aufgenommen wurde. Übrig blieb nur ein Karteiblatt des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK).

Karteikarte der Internationalen Komitee des Roten Kreuzes (IKRK)

Wehrmann Anton Kaminski aus Zdroje ist seit den ersten Kriegswochen in Masuren vermißt. Die Angabe Bolleschin (Boleszyn) bei Lautenburg (Lidzbark) in der Verlustliste bezieht sich auf den Geburtsort. Anton Kaminski ist der Bruder des 1917 bei Carvin gefallenen Theophil.Eintrag in der Verlustliste von 1914

Aus dem Fotoalbum von Willy Pongs

Tief im Osten, liegt das Dorf Kremesch (Кремеш, Кремеш, Kremasz) – Wolhynien, dort starb in einem österreichischen Feldlazarett am 19. Oktober 1916 Robert Esser, Leutnant der Reserve, aus Bocholt. Ein Grab gibt es von Robert Esser nicht. Verzeichnet ist er in der Verlustliste des Infanterie-Regiment Markgraf Karl (7. Brandenburgisches) Nr. 60.

Auszug aus der Verlustliste des Kriegstagebuches des Infanterie-Regiment Markgraf Karl (7. Brandenburgisches) Nr. 60

Auszug aus dem Gefechtskalender des Kriegstagebuches des Infanterie-Regiment Markgraf Karl (7. Brandenburgisches) Nr. 60

Lageplan der Schlacht bei Kowel in Wolhynien 1916

Warum fragen wir nicht, was Opa getan hat ??? (1)

Ein beliebtes Thema im Mainstream ist die Frage, was hat Opa im Krieg gemacht? Die Frage interessiert mich auch! 

Mein Opa, Georg Calmund, war von 1939 bis 1945 als Soldat in Europa unterwegs. Wenn man genauer bei Behörden und Archiven nachfrägt, wie zuletzt bei Herrn Dr. Klefisch, Abteilungsleiter im Landesarchiv NRW, erhält man als Antwort, ein Georg Calmund ist in unseren Findmittel nicht aufzufinden.

War mein Opa vielleicht ein böser Nazi oder hat das Landesarchiv NRW die Gerichtsakte des Sondergerichtes Düsseldorf von Georg Calmund aus dem Jahr 1941 wegen „Bedeutungslosigkeit“ ganz einfach entsorgt? Eine Antwort auf diese Frage habe ich von Herrn Dr. Klefisch nicht erhalten. 

Auskunft der Leiters der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, der Bastian Fleermann: „sämtliche Unterlagen des SG (Sondergericht) Düsseldorf werden im Duisburger Landesarchiv aufbewahrt.“ Die gleiche Auskunft erhielt ich vom Amtsgericht und vom Stadtarchiv in Düsseldorf.

Im Dezember 1934 erließ die Reichsregierung das „Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei“. Dieses so genannte Heimtückegesetz stellte „gehässige, hetzerische oder von niedriger Gesinnung zeugende Äußerungen über leitende Persönlichkeiten des Staates oder der NSDAP, über ihre Anordnungen oder die von ihnen geschaffenen Einrichtungen“ unter Strafe.

Verurteilung, Haftstraße und anschließende Entlassung bei der Firma Rheinmetall sind dem Wehrstammbuch meines Großvaters zu entnehmen.

Aus dem Buch „Heimtücke:“ Das Gesetz als Waffe von Bernhard Döner, Paderborn 1998: Denunzianten und Gestapobeamte, die Vernehmungen vorgenommen und die Strafverfolgung eingeleitet hatten, wurden in den ersten Nachkriegsjahren oftmals zur Rechenschaft gezogen. Die Mehrzahl der Richter und Staatsanwälte blieben straffrei. Den Opfern des Heimtückegesetzes blieb eine Haftentschädigung meist verwehrt, weil sie nicht nachweisen konnten, dass ihre Äußerung eine „wirklich fundierte eindeutige politische Haltung“ und Überzeugung offenbare.“

Warum fragen wir nicht, was Opa getan hat ???

Die Familie in Farbe

Die beiden Bilder müssen ziemlich alt sein, mein Urgroßvater starb 1917 und fehlt auf der zweiten Aufnahme. Friedchen ist 1903 geboren und Rudolf im zeitgemäßen Matrosenanzug ist 1906 geboren. Otto und mein Großvater fehlen auf den beiden Bildern, vielleicht waren sie als Soldaten schon im Krieg.

 

Auch das Foto meiner Großmutter mit ihrer Familie wird locker über 100 Jahre alt sein.

 

Mein Großvater ganz links, auf der Hochzeit seiner Schwester und rechts die Urgroßeltern

 

Meine Ur-Urgroßeltern aus Boppard mit ihren Kindern, ca. 1912

Eggerscheidt, 1949

Meine Urgroßeltern Sophia (geb. Kaminska) und Michael Jendrian und ihre sechs Kinder im September 1949 in Ratingen-Eggerscheidt.

Von links nach rechts,
1. Gertrud (geb. 1916 in Essen-Schonnebeck)
2. Sophia (geb. 1914 in Essen-Schonnebeck
3. Maria (geb. 1911 in Essen-Schonnebeck)
4. Marta (geb. 1907 in Zdroje, Kr. Strasburg/Wpr.)
5. Wladislawa (geb. 1903 in Zdroje, Kr. Strasburg/Wpr.)
6. Pelagia (geb. 1900 in Zdroje, Kr. Strasburg/Wpr.)

Ab 1937 haben meine Urgroßeltern auf dem Heckenweg in Eggerscheidt gewohnt.

Der Hölenderweg ist die Verbindung von Eggerscheidt nach Ratingen.

„Ich bin dann mal weg“

„Ich bin dann mal weg“ – sagte nicht nur Hape Kerkeling sondern auch mein Urahn Hans Hebel (geboren 1497), Metzler (Metzger, Fleischer) und Bürger zu Boppard, Sohn des Hebel Henn und ging zum Bittgang nach St. Jakob in Compostela. 
Belegt sind im Landeshauptarchiv von Koblenz (Abt. 56 / Nr. 1586) die beiden Bittgänge des Hans Hebel nach Santiago de Compostela und nach Einsiedl.
Einsiedl bei Gernsheim war ein beliebter Pilgerort am Mittelrhein und die Wallfahrer erhielten damals für Spenden zur Wiederherstellung der baufälligen „Kapelle Maria Ansidl bei Jernesem“ einen Ablass von 100 Tagen. Das Ablassbreve wurde 1493 in Rom von 16 Kardinälen, darunter die späteren Päpste Julius II. und Leo X ausgestellt.

Entdeckung in Oberbreisig

Mein Urgroßvater Josef Calmund wurde am 15.10.1876 in Oberbreisig geboren. Auf der Spurensuche nach den Calmunds fand ich das Geburtshaus von Johann Anton Victor Calmund (1765 – 1843), 15 Jahre der Dorfpfarrer in Oberbreisig. 

Dem hochwürdigen Herrn
Joh. Anton Victor Calmund
Sohn der Eheleute Mathias
Calmund und Gertrud geb.
Gemünd zu Oberbreisig