Joseph Sikorski – Fischhändler in Jeleń

Auf einer alten Landkarte fand ich eine Fischerhütte am Jeleń-See, dort wird vermutlich die Familie Sikorski gewohnt haben.

Joseph Sikorski war Fischer und Fischhändler in Jeleń. Verheiratet war Joseph Sikorski mit Antonie Jendrian. Ein Teil der Familie Sikorski lebt heute in Nordfrankreich.

Heute erinnert am Jeleń-See nichts mehr an einem „professionellen“ Fischfang!

Aus dem Kirchenbuch

Am 2.11.1802 wird Martin Jendrian in Klein Koschlau (Koszelewki) geboren – der Beruf des Vaters, Musketier. Am 25.7.1805 bei der Geburt der Tochter Anna, war Jacob Jendrian immer noch Musketier.  

Nach seiner Karriere als Musketier war mein Ur-Ur-Ur-Großvater als Inßmann (Instmann) in Klein Koschlau (Koszelewki) tätig.  Größere Bauerhöfe und Güter hatten Instleute als Gutstagelöhnern beschäftigt. Eingebunden in die Arbeit war dabei die ganze Familie. Diese wohnten in einem separaten Insthaus neben dem Gutshof. Die Instleute hatten eine freie Wohnung, bekamen ihr Deputat und ein Taschengeld. Dafür mußten sie ganzjährig auf dem Hof arbeiten. Zu den meisten Insthäusern gehörten noch ein Stall und ein großer Garten, so daß das Einkommen der Instleute aufgebessert werden konnte. Wenn die Gutsbesitzer Wohnungen an Instleute vermietet hatten, dann mußten die Männer und Frauen, oft auch die großen Kinder, im Sommer auf dem Hof arbeiten.

Am 3.8.1781 wurde in Klein Koschlau (Koszelewki) Dorothea Maria Nadolski geboren. Die Eltern waren Joseph Nadolski und Anna Wonzemski. Verheiratet war Dorothea Nadolski mit Jacob Jendrian.

Am 6.4.1826 stirbt Dorothea Jendrian in Klein Koschlau (Koszelewki). Der Sterbeeintrag findet sich im Kirchenbuch der evangelischen Kirche zu Groß Koschlau (Koszelewy) und im Kirchenbuch der katholischen Kirche zu Lautenburg (Lidzbark). 

Unterschiedlich ist das Alter. Ich komme rechnerisch auf 44 Jahre, die Protestanten auf 43 Jahre und die Katholiken auf 42 Jahre. Ansonsten stimmen die Angaben überein und das ist ziemlich ungewöhnlich. 

Klein Koschlau in Ostpreußen

Im Kirchenbuch der ehemaligen evangelischen Kirche von Groß Koschlau (Koszelewy) im damaligen Kreis Neidenburg (Ostpreußen) wird der Name Jendrian im Zeitraum von 1802 bis 1832 mehrfach erwähnt. Die Geburten und Todesfälle sind im Kirchenbuch von Groß Koschlau (Koszelewy) für den Zeitraum von 1764 bis 1937 aufgeführt.

Es stellen sich zwei Fragen. War die Familie Jendrian evangelisch? Und wo lebte die Familie Jendrian vor 1802?

Ab 1832 lebte die Familie Jendrian dann in Jellen (Jeleń), Westpreußen. Die Grenze zwischen den historischen Regionen Ost- und Westpreußen bzw. zwischen Klein Koschlau (Koszelewki) und Jellen (Jeleń) ist der Fluß Welle (Wel).

Geboren wurden in Klein Koschlau (Koszelewki)
1802 – Martin Jendrian
1805 – Anna Jendrian
1808 – Michael Jendrian
1811 – Albrecht Jendrian
1815 – Jacob Jendrian
1817 – Justine Jendrian
1818 – Caroline Jendrian
1820 – Maria Jendrian
1820 – Caroline Jendrian
1823 – Joseph Jendrian
1826 – Johann Jendrian
1828 – Gottfried Jendrian
1830 – Albrecht Jendrian
1830 – Jakob Jendrian – mein Ur-Ur-Großvater

Gestorben sind in Klein Koschlau (Koszelewki)
1816 – Jacob Jendrian
1818 – Gustav Jendrian
1819 – Carolina Jendrian
1821 – Maria Jendrian
1826 – Dorothea Jendrian
1830 – Johann Jendrian
1832 – Jacob Jendrian – mein Ur-Ur-Ur-Großvater

Alte Holzhäuser in Jeleń

In Jeleń gibt es etwa ein dutzend Häuser die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer Holzbauweise errichtet wurden. Rund um Jeleń, gibt es große Wälder und so war der Baustoff Holz schnell verfügbar. Es wurden meist sehr einfache Häuser, sogenannte Kathen, ohne große Verzierungen gebaut. Die Kathen hatten früher winzige Fenster, sie waren im Inneren auch ziemlich dunkel. Einen Fußboden aus Holz gab es in den Kathen nicht, dafür wurde der festgestampfte Boden mit Strohmatten ausgelegt. In der Raummitte befand sich die Kochstelle. Das Dach war mit Stroh gedeckt.

Die Bewohner der Kathen sind Käthner (Mieter, Pächter) oder Eigenkäthner (Eigentümer). Die Familie Jendrian besaß in Jeleń keine eigene Kathe, sie waren Pächter einer Kathe.

Zur Kathe gehörte in der Regel kein Scheunen- oder Stallgebäude. Kathen sind meist einstöckig, der Giebelraum wurde als Stroh- und Nahrungsmittellager genutzt. Die Kathe besaß ein wenig Gartenland, das der Eigenversorgung diente. Da der Ertrag des Gartens häufig nicht für den Lebensunterhalt ausreichte, verrichteten die Käthner zusätzliche handwerkliche Arbeiten oder arbeiteten als Tagelöhner auf den Gutshöfen.

Ein Käthner (Mieter, Pächter) musste als Gegenleistung für die Überlassung einer Kathe und eines Grundstücks für die eigene Bewirtschaftung an den Grundherrn nicht nur Zinsen in bar sowie Naturalien (z.B. Hühner, Getreide) leisten, sondern auch „Hand- und Spanndienste“ leisten, d.h. bei der Ernte helfen.

Die St. Adalbert Kirche in Lidzbark

Die St. Adalbert Kirche (Kościół św. Wojciecha) von 1752 ist die älteste noch erhaltene Kirche in Lidzbark. Die erste Kirche wurde hier bereits Anfang des 14. Jahrhunderts, nach der Gründung der Stadt und der Pfarrei im Jahr 1301 errichtet.

Seit 1606 übte das Gotteshaus die Funktion einer Pfarrkirche aus. Die Kirche wurde während des schwedischen Überfalls auf Polen 1629 stark zerstört. Im Jahr 1746 brannte die Kirche zusammen mit dem Großteil der Stadt ab. Auf den Fundamenten wurde im Jahr 1752 die heutige gemauerte Kirche errichtet. Der Innenraum der Kirche erhielt sein heutiges Aussehen nach einer Grundrenovierung in den Jahren 1879-80. Die nächste große Renovierung wurde in den Jahren 1995-99 durchgeführt. Seit 2004 befinden sich in der Kirche die Reliquien des Heiligen Adalbert.

Das einschiffige Gebäude wurde auf dem Grundriss eines Rechtecks aus Ziegeln erbaut und verputzt. Der Baukörper wurde mit bogenförmigen Fenstern ausgestattet und mit einem Satteldach bedeckt. Am westlichen Giebel wurde ein quadratischer, dreigeschossiger Turm angebaut, der mit einem bauchigen, mit Blech bedeckten Helm mit einer Laterne bekrönt ist.

Im Inneren der Kirche, unter dem Tonnengewölbe, dominiert der Barockstil. Der barocke Hauptaltar wird u. a. mit den Skulpturen der Heiligen Adalbert, Paulus und Peter verziert.

Eine Seite aus dem Jahrbuch 1775 des Kirchenbuches der Pfarre

1789 heirateten meine Ur-Ur-Ur-Ur-Großeltern Antonius Karpinski und Marianna Szymanska in Lidzbark

Franz, Franciszek oder Francois

Am 17.9.1925 stirbt der Bergmann Bronislaw Jendryan im Alter von 27 Jahren in Waziers (Nordfrankreich). Geboren ist Bronislaw Jendryan laut Sterbeintrag in Jellen (Pologne). Die Eltern sind Adam Jendrian und Anna Grabowska.

Angezeigt wird der Tod von seinem Bruder Franz Peter Jendrian. Einige Jahre nach dem 1.Weltkrieg kann der französische Standesbeamte schlecht Franz schreiben, vielleicht schreibt er deshalb im Sterbeeintrag das Francois Jendryan den Tod anzeigt.

Den Eintrag unterschreibt Francois Jendryan dann mit Franciszek. Als Deutsche hätten Franziszek und Bronislaw so kurze Zeit nach dem Krieg sicher keine Arbeit in Frankreich gefunden. Viele polnische Bergleute, oft aus dem Ruhrgebiet, kamen zu dieser Zeit als Arbeiter in die Kohlegruben Frankreichs. Familie Jendrian zog es in den kalten Norden nach Waziers und Familie Sikorski in den sonnigen Süden nach Molières-sur-Cèze (Region Okzitanien).

In der Verlustliste zum 1. Weltkrieg wird 1918 gemeldet, das der Gefreite Franz Jendrian leicht verwundet wurde, aber bei der Truppe geblieben ist. Leider läßt sich nicht nachvollziehen, an welcher Front Franz Jendrian gekämpft hat.

Geboren wurde Franz Peter Jendrian am 4.8.1892 in Jeleń.

Antonius Karpinski und seine Kinder

Antonius Karpinski wurde ca. 1757 geboren. Am 1. Oktober 1789 heiratete Antonius Karpinski in Jeleń Marianna Szymanska. Im Kirchenbuch von Lidzbark ist die Heirat verzeichnet. Die beiden hatten acht Kinder und lebten in Jeleń.

Ehefrau Kinder  
Marianna Szymanska
geb. ca. 1766
1. Michael
geb. 1790
2. Marianna
geb. 1793
  3. Catharina
geb. 1796
4. Anna
geb. 1801 
  5. Francisca
geb. 1803 
6. Constantin
geb. 1805 
  7. Margaritha
geb. 1806 
8. Rosalia
geb. 1807 

Anna Karpinski wurde am 23. April 1801 geboren und heirate am 28.1 1822 Nikodemus Michalski.

Der Familienname Jendrian

Der Familienname Jendrian ist ein sehr seltener Name, polnischen Ursprungs. Der Familienname existiert in Polen jedoch nicht mehr. Ausgehend von Koszelewki (ehemals Klein Koschlau, Kreis Neidenburg in Ostpreußen) verbreitete sich der Familienname über Jeleń (ehemals Jellen, Kreis Strasburg in Westpreußen) in das Ruhrgebiet (Essen, Gelsenkirchen) und nach Nordfrankreich (Waziers). 

Die beiden Dörfer Koszelewki (Klein Koschlau) und Jeleń (Jellen) liegen etwa 9 Kilometer auseinander und der Fluß Wel (Welle) war die natürliche Grenze zwischen den historischen Provinzen Ost- und Westpreußen.

Der älteste Eintrag der Familie Jendrian ist im katholischen Kirchenbuch von Lidzbark (Lautenburg, Westpreußen) zu finden. Am 6. April 1828 verstarb im Alter von 42 Jahren Dorothea Jendryan aus Koszelewki. Da Koszelewki damals zum Kreis Neidenburg in der Provinz Ostpreußen gehörte, ist laut diverser Quellen eigentlich die katholische Kirchengemeinde in Wielki Łęck (Groß Lensk, Ostpreußen) für das Dorf zuständig.  Vermutlich war der Weg von Koszelewki über Wąpiersk und Jeleń zur Kirche nach Lidzbark für die Dorfbewohner jedoch einfacher. 1820 lebten in Koszelewki 94 Menschen (www.kartenmeister.com). 

Der Familienname Jendrian ist im „Lexikon der Familiennamen polnischer Herkunft im Ruhrgebiet “ aufgeführt und hat sich laut dieser Quelle aus dem Vornamen Adrian entwickelt.

Professor Udolph vom Zentrum für Namensforschung in Leipzig bestätigt den polnischen Ursprung des Familiennamens Jendrian. In einer Ausarbeitung über den Namen schreibt er u.a.: „Aus dem Abgleich der heutigen wie historischen Verbreitungsdaten ergibt sich, dass der Familienname Jendrian im polnischen Sprachraum in den früheren Provinzen West- und Ostpreußen entstanden sein muss. Heute finden wir den Namen in Polen nicht mehr, es tauchen aber Namensvarianten wie Jędrejan oder Jędrzejan auf, die als Ausgangsform des Namens Jendrian zu betrachten sind. Der darin enthaltene Nasalvokal <ę> wird vor dem Konsonanten /d/ als /en/ gesprochen. Entsprechend konnte der Name im deutsch slawischen Kontaktgebiet als Jendrian verschriftlich werden.“

„Grundlage des Namens Jendrian ist eine Koseform des Rufnamens Jędrzej, an den die Koseendung –en trat.“ und „Der Rufname Jędrzej ist eine polnische Variante des christlichen Taufnamens Andreas.“

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges zogen einige Mitglieder der Familie Jendrian aus Jeleń nach Waziers in Nordfrankreich.