Das „Göring-Dekret“ von 1940

Die Verordnung des Ministerrats für die Reichsverteidigung über die Organisationen der polnischen Volksgruppe im Deutschen Reich vom 27. Februar 1940 wurde mit Gesetzeskraft erlassen. Gemäß dieser Verordnung wurde die Tätigkeit der Organisationen der polnischen Volksgruppe in Deutschland verboten. Es handelte sich um Vereine, Stiftungen, Gesellschaften, Genossenschaften und sonstige Unternehmen. Darüber hinaus durften keine neuen polnischen Organisationen gegründet werden.

Entsprechend der Verordnung des Kriegsverbrechers Hermann Göring wurde die polnische Minderheit in Deutschland illegalisiert. Das Vermögen des Bundes der Polen wurde beschlagnahmt und ca. zwei Tausend Mitglieder des Bundes der Polen wurden ermordet. Tausende Mitglieder wurden schikaniert.

Eine ausdrückliche Aufhebung der Verordnung vom 27. Februar 1940 und die Feststellung ihrer Nichtigkeit fanden bisher in Deutschland nicht statt. Das sogenannte Göring Dekret von 1940 existiert rechtlich weiterhin in der Bundesrepublik Deutschland.

Die polnische Minderheit ist die einzigste Minderheit in Deutschland die nach dem 2.Weltkrieg ihren formellen Status nicht wiedererhielt, denn im demokratischen Deutschland gilt bis heute die Verordnung des Kriegsverbrechers Hermann Göring.

Anders formuliert, der demokratische Staat Bundesrepublik Deutschland behandelt die Nachfahren der polnischen Minderheit in Deutschland schlechter als die Nazideutschen in den Jahren 1933 bis 1940.

Am 6. März 1938 fand in Berlin noch der Kongreß der Polen statt.

Die Polen-Erlasse von 1940

Die sogenannten Polen-Erlasse des „Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern“, Heinrich Himmler, ergingen am 8. März 1940. Ab diesem Zeitpunkt kennzeichnete das NS-Regime erstmals Menschen mit einem diskriminierenden Abzeichen. 1941 wurde der „Judenstern“ eingeführt.

Betroffen von den Polen-Erlassen waren polnische Zwangsarbeiter, sie mussten seitdem das „Polen-Abzeichen“ sichtbar auf der Kleidung tragen, eine violett umrandete gelbe Raute mit einem violetten „P“ in der Mitte.

Die Polen-Erlasse umfassten u.a. die folgenden Vorschriften:
Kennzeichnungspflicht für polnische Zwangsarbeiter
– Geringere Löhne als für deutsche Arbeiter
– Weniger und/oder schlechtere Verpflegung als Deutsche
– Das Verlassen des Aufenthaltsortes war verboten
– Ausgangssperre ab der Dämmerung
– Der Besitz von Geld oder Wertgegenständen, Fahrrädern, Fotoapparaten oder Feuerzeugen war verboten
– Der Besuch von Gaststätten oder Tanzveranstaltungen war verboten
– Die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln war verboten
– Der Kontakt von Polen mit Deutschen war strengstens verboten, selbst der gemeinsame Kirchenbesuch war verboten.

Beim Verstoß gegen die Polen-Erlasse drohten die Einweisung in ein Vernichtungslager oder willkürliche Hinrichtungen.

Im Jahr 1940 waren bereits 300 000 polnische Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt worden, bis 1945 sollten es insgesamt 2,2 Millionen Menschen werden. Im annektierten „Reichsgau Warthegau“ befanden sich zudem 1,1 Millionen Polen in Gefangenschaft. Hinzu kamen mindestens 700 000 Juden in Ghettos.

Gertrud Ansel, war die Cousine meiner Großmutter aus Polen und „robotnik przymusowy“ heißt Zwangsarbeiter, gefunden auf der Internetseite http://www.straty.pl

Eine Schinkel-Kirche für Polskie Brzozie

Karl-Friedrich Schinkel war der klassische Stararchitekt im Königreich Preußen. Schinkel war der Oberlandesbaudirektor und der Architekt des Königs von Preußen, Friedrich Wilhelm III. Seine Bauwerke prägen noch heute das Stadtbild der Berliner Mitte, wie die Neue Wache oder das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt.

Im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin befindet sich ein Korrekturentwurf zur Dachkonstruktion der Kirche von Polskie Brzozie von Karl-Friedrich Schinkel aus dem Jahr 1822.

Der preußische Baumeister war als Architekt, Stadtplaner, Maler, Grafiker, Medailleur und Bühnenbildner tätig. Aber wie kommt ein vielbeschäftigter Berliner Stararchitekt dazu, in einem Dorf wie Polskie Brzozie eine kleine Kirche zu planen ???

Schinkel entwickelte die sogenannte Normalkirche, ein Musterentwurf für ländliche Kirchenbauten in den Preußischen Provinzen. Durch die Entwicklung eines einheitlichen Kirchenentwurfs konnten die Bauprojekte schneller bearbeitet werden und die Kosten für die Gemeinden hielten sich in Grenzen. In Polskie Brzozie wurde dann auch die einfachere Fachwerksbauvariante aus Holz umgesetzt. 

Die Allerheiligen-Kirche (Kościół p.w. Wszystkich Świętych) wurde 1826 neu gebaut. Eine Kirche gab es in Polskie Brzozie aber schon seit dem Jahr 1310. 1778 verzeichnet das Kirchenbuch die Geburt von Barbara Szefler.

Die Wassermühle Wapionka in Górzno

Aus der im Jahr 1900 erschienen „Ortsgeschichte des Kreises Strasburg in Westpreussen“: „Die Mühle Wapionka ist im Jahre 1766 gegründet worden. Der Verwalter der bischhöflichen Plockischen Güter verlieh in diesem Jahre dem Müller Nowienski „den Grund und das Flüßchen Wapienko“, mit der Verpflichtung, hier ein Gehöft, Wohnhaus und Scheune und eine Mühle zu erbauen. Ihm wurden 5 Freijahre eingeräumt, nach deren Ablauf er 20 Scheffel Roggen und 6 Flor. preuß. „Beilgeld“ jährlich zinsen sollte. Im Jahre 1801 wurde die Mühle samt 133 Morgen Land dem Müller vererbpachtet. Wapionka gehört seit 1876 zu Stadtgemeinde Gurzno.“

Die Wassermühle Wapionka ist heute ein gemütliches Gasthaus mit Hotel, gelegen an einem schönen See, direkt im Landschaftspark Górzno-Lidzbark  (Górznieńsko-Lidzbarski Park Krajobrazowy).

Kirche St. Laurentius und St. Nikolaus in Radoszki

Eine sehr schöne Kirche ist die St. Laurentius und St. Nikolaus, kościół św. Wawrzyńca i Mikołaja, in Radoszki.

Im Jahr 1404 wird die Kirche in Radoszki zum ersten Mal erwähnt, als aus der Klosterbank in Malbork (Marienburg) eine Geldsumme an die Kirche überwiesen wurde. Die heutige Holzkirche wurde 1717 erbaut und 1720 vom Bischof Seweryna Szczuka geweiht. Die Kirche ist in einem sehr guten technischen Zustand erhalten.

Der Glockenturm steht separat. 

Auf dem Friedhof erinnert ein Gedenkstein an das Massaker der Deutschen an Roman, Paulina, Feliks und Kazimierz Domzalski sowie Anastazy Rybinski  im Jahr 1944. 

Die St. Adalbert Kirche in Lidzbark

Die St. Adalbert Kirche (Kościół św. Wojciecha) von 1752 ist die älteste noch erhaltene Kirche in Lidzbark. Die erste Kirche wurde hier bereits Anfang des 14. Jahrhunderts, nach der Gründung der Stadt und der Pfarrei im Jahr 1301 errichtet.

Seit 1606 übte das Gotteshaus die Funktion einer Pfarrkirche aus. Die Kirche wurde während des schwedischen Überfalls auf Polen 1629 stark zerstört. Im Jahr 1746 brannte die Kirche zusammen mit dem Großteil der Stadt ab. Auf den Fundamenten wurde im Jahr 1752 die heutige gemauerte Kirche errichtet. Der Innenraum der Kirche erhielt sein heutiges Aussehen nach einer Grundrenovierung in den Jahren 1879-80. Die nächste große Renovierung wurde in den Jahren 1995-99 durchgeführt. Seit 2004 befinden sich in der Kirche die Reliquien des Heiligen Adalbert.

Das einschiffige Gebäude wurde auf dem Grundriss eines Rechtecks aus Ziegeln erbaut und verputzt. Der Baukörper wurde mit bogenförmigen Fenstern ausgestattet und mit einem Satteldach bedeckt. Am westlichen Giebel wurde ein quadratischer, dreigeschossiger Turm angebaut, der mit einem bauchigen, mit Blech bedeckten Helm mit einer Laterne bekrönt ist.

Im Inneren der Kirche, unter dem Tonnengewölbe, dominiert der Barockstil. Der barocke Hauptaltar wird u. a. mit den Skulpturen der Heiligen Adalbert, Paulus und Peter verziert.

Eine Seite aus dem Jahrbuch 1775 des Kirchenbuches der Pfarre

1789 heirateten meine Ur-Ur-Ur-Ur-Großeltern Antonius Karpinski und Marianna Szymanska in Lidzbark

Die Heiligkreuzkirche in Górzno

Die seit 1239 bekannte Ortschaft Górzno besitzt seit 1327 Stadtrechte. Bis zur ersten Teilung Polens (1772) war Górzno im Besitz der Bischöfe von Płock.

1325 stiftet Bischof Florian von Plock die Heiligkreuzkirche (Kościół pw. Świętego Krzyża) die dem „Orden der Wächter des Heiligen Grabes zu Jerusalem“ aus dem polnischen Dorf Miechów angehörte. Der Orden hatte kein eigenes Kloster in Górzno, sondern verwaltete die Pfarre nur durch delegierte Priester.

Um 1409 wurde die Kirche vom Deutschen Orden geplündert und zerstört. Eine neue Holzkirche blieb nur bis 1443 erhalten. Die Kirche wurde erneut aufgebaut und während der Schlacht um Górzno im Jahre 1629 zerstört. Eine weitere Holzkirche überstand die Zeit bis 1763.

Zwei Jahre später begann der Orden mit dem Bau einer gemauerten Kirche, die bis heute erhalten ist. Der Bau endete erst 1812, die Türme wurden im 19. Jahrhundert hinzugefügt. Die im Barock- und klassizistischen Stil errichtete Heiligkreuzkirche ist einschiffig und besitzt ein Tonnengewölbe. Die beiden Türme sind 24 meter hoch.

Eine Seite aus dem Kirchenbuch aus dem Jahre 1772:

1803 wurde mein Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater Stanislaus Wisnewski in der Kirche getauft.

Eine kleine Grotte neben der Kirche erinnert an die Massabielle-Grotte von Lourdes. Górzno hatte bis 1772 eine rein katholische Bevölkerung.

Franz, Franciszek oder Francois

Am 17.9.1925 stirbt der Bergmann Bronislaw Jendryan im Alter von 27 Jahren in Waziers (Nordfrankreich). Geboren ist Bronislaw Jendryan laut Sterbeintrag in Jellen (Pologne). Die Eltern sind Adam Jendrian und Anna Grabowska.

Angezeigt wird der Tod von seinem Bruder Franz Peter Jendrian. Einige Jahre nach dem 1.Weltkrieg kann der französische Standesbeamte schlecht Franz schreiben, vielleicht schreibt er deshalb im Sterbeeintrag das Francois Jendryan den Tod anzeigt.

Den Eintrag unterschreibt Francois Jendryan dann mit Franciszek. Als Deutsche hätten Franziszek und Bronislaw so kurze Zeit nach dem Krieg sicher keine Arbeit in Frankreich gefunden. Viele polnische Bergleute, oft aus dem Ruhrgebiet, kamen zu dieser Zeit als Arbeiter in die Kohlegruben Frankreichs. Familie Jendrian zog es in den kalten Norden nach Waziers und Familie Sikorski in den sonnigen Süden nach Molières-sur-Cèze (Region Okzitanien).

In der Verlustliste zum 1. Weltkrieg wird 1918 gemeldet, das der Gefreite Franz Jendrian leicht verwundet wurde, aber bei der Truppe geblieben ist. Leider läßt sich nicht nachvollziehen, an welcher Front Franz Jendrian gekämpft hat.

Geboren wurde Franz Peter Jendrian am 4.8.1892 in Jeleń.