Alte Holzhäuser in Jeleń

In Jeleń gibt es etwa ein dutzend Häuser die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer Holzbauweise errichtet wurden. Rund um Jeleń, gibt es große Wälder und so war der Baustoff Holz schnell verfügbar. Es wurden meist sehr einfache Häuser, sogenannte Kathen, ohne große Verzierungen gebaut. Die Kathen hatten früher winzige Fenster, sie waren im Inneren auch ziemlich dunkel. Einen Fußboden aus Holz gab es in den Kathen nicht, dafür wurde der festgestampfte Boden mit Strohmatten ausgelegt. In der Raummitte befand sich die Kochstelle. Das Dach war mit Stroh gedeckt.

Die Bewohner der Kathen sind Käthner (Mieter, Pächter) oder Eigenkäthner (Eigentümer). Die Familie Jendrian besaß in Jeleń keine eigene Kathe, sie waren Pächter einer Kathe.

Zur Kathe gehörte in der Regel kein Scheunen- oder Stallgebäude. Kathen sind meist einstöckig, der Giebelraum wurde als Stroh- und Nahrungsmittellager genutzt. Die Kathe besaß ein wenig Gartenland, das der Eigenversorgung diente. Da der Ertrag des Gartens häufig nicht für den Lebensunterhalt ausreichte, verrichteten die Käthner zusätzliche handwerkliche Arbeiten oder arbeiteten als Tagelöhner auf den Gutshöfen.

Ein Käthner (Mieter, Pächter) musste als Gegenleistung für die Überlassung einer Kathe und eines Grundstücks für die eigene Bewirtschaftung an den Grundherrn nicht nur Zinsen in bar sowie Naturalien (z.B. Hühner, Getreide) leisten, sondern auch „Hand- und Spanndienste“ leisten, d.h. bei der Ernte helfen.

Die Polen-Erlasse von 1940

Die sogenannten Polen-Erlasse des „Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern“, Heinrich Himmler, ergingen am 8. März 1940. Ab diesem Zeitpunkt kennzeichnete das NS-Regime erstmals Menschen mit einem diskriminierenden Abzeichen. 1941 wurde der „Judenstern“ eingeführt.

Betroffen von den Polen-Erlassen waren polnische Zwangsarbeiter, sie mussten seitdem das „Polen-Abzeichen“ sichtbar auf der Kleidung tragen, eine violett umrandete gelbe Raute mit einem violetten „P“ in der Mitte.

Die Polen-Erlasse umfassten u.a. die folgenden Vorschriften:
Kennzeichnungspflicht für polnische Zwangsarbeiter
– Geringere Löhne als für deutsche Arbeiter
– Weniger und/oder schlechtere Verpflegung als Deutsche
– Das Verlassen des Aufenthaltsortes war verboten
– Ausgangssperre ab der Dämmerung
– Der Besitz von Geld oder Wertgegenständen, Fahrrädern, Fotoapparaten oder Feuerzeugen war verboten
– Der Besuch von Gaststätten oder Tanzveranstaltungen war verboten
– Die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln war verboten
– Der Kontakt von Polen mit Deutschen war strengstens verboten, selbst der gemeinsame Kirchenbesuch war verboten.

Beim Verstoß gegen die Polen-Erlasse drohten die Einweisung in ein Vernichtungslager oder willkürliche Hinrichtungen.

Im Jahr 1940 waren bereits 300 000 polnische Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt worden, bis 1945 sollten es insgesamt 2,2 Millionen Menschen werden. Im annektierten „Reichsgau Warthegau“ befanden sich zudem 1,1 Millionen Polen in Gefangenschaft. Hinzu kamen mindestens 700 000 Juden in Ghettos.

Gertrud Ansel, war die Cousine meiner Großmutter aus Polen und „robotnik przymusowy“ heißt Zwangsarbeiter, gefunden auf der Internetseite http://www.straty.pl

Eine Schinkel-Kirche für Polskie Brzozie

Karl-Friedrich Schinkel war der klassische Stararchitekt im Königreich Preußen. Schinkel war der Oberlandesbaudirektor und der Architekt des Königs von Preußen, Friedrich Wilhelm III. Seine Bauwerke prägen noch heute das Stadtbild der Berliner Mitte, wie die Neue Wache oder das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt.

Im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin befindet sich ein Korrekturentwurf zur Dachkonstruktion der Kirche von Polskie Brzozie von Karl-Friedrich Schinkel aus dem Jahr 1822.

Der preußische Baumeister war als Architekt, Stadtplaner, Maler, Grafiker, Medailleur und Bühnenbildner tätig. Aber wie kommt ein vielbeschäftigter Berliner Stararchitekt dazu, in einem Dorf wie Polskie Brzozie eine kleine Kirche zu planen ???

Schinkel entwickelte die sogenannte Normalkirche, ein Musterentwurf für ländliche Kirchenbauten in den Preußischen Provinzen. Durch die Entwicklung eines einheitlichen Kirchenentwurfs konnten die Bauprojekte schneller bearbeitet werden und die Kosten für die Gemeinden hielten sich in Grenzen. In Polskie Brzozie wurde dann auch die einfachere Fachwerksbauvariante aus Holz umgesetzt. 

Die Allerheiligen-Kirche (Kościół p.w. Wszystkich Świętych) wurde 1826 neu gebaut. Eine Kirche gab es in Polskie Brzozie aber schon seit dem Jahr 1310. 1778 verzeichnet das Kirchenbuch die Geburt von Barbara Szefler.

Kirche St. Laurentius und St. Nikolaus in Radoszki

Eine sehr schöne Kirche ist die St. Laurentius und St. Nikolaus, kościół św. Wawrzyńca i Mikołaja, in Radoszki.

Im Jahr 1404 wird die Kirche in Radoszki zum ersten Mal erwähnt, als aus der Klosterbank in Malbork (Marienburg) eine Geldsumme an die Kirche überwiesen wurde. Die heutige Holzkirche wurde 1717 erbaut und 1720 vom Bischof Seweryna Szczuka geweiht. Die Kirche ist in einem sehr guten technischen Zustand erhalten.

Der Glockenturm steht separat. 

Auf dem Friedhof erinnert ein Gedenkstein an das Massaker der Deutschen an Roman, Paulina, Feliks und Kazimierz Domzalski sowie Anastazy Rybinski  im Jahr 1944. 

Die Heiligkreuzkirche in Górzno

Die seit 1239 bekannte Ortschaft Górzno besitzt seit 1327 Stadtrechte. Bis zur ersten Teilung Polens (1772) war Górzno im Besitz der Bischöfe von Płock.

1325 stiftet Bischof Florian von Plock die Heiligkreuzkirche (Kościół pw. Świętego Krzyża) die dem „Orden der Wächter des Heiligen Grabes zu Jerusalem“ aus dem polnischen Dorf Miechów angehörte. Der Orden hatte kein eigenes Kloster in Górzno, sondern verwaltete die Pfarre nur durch delegierte Priester.

Um 1409 wurde die Kirche vom Deutschen Orden geplündert und zerstört. Eine neue Holzkirche blieb nur bis 1443 erhalten. Die Kirche wurde erneut aufgebaut und während der Schlacht um Górzno im Jahre 1629 zerstört. Eine weitere Holzkirche überstand die Zeit bis 1763.

Zwei Jahre später begann der Orden mit dem Bau einer gemauerten Kirche, die bis heute erhalten ist. Der Bau endete erst 1812, die Türme wurden im 19. Jahrhundert hinzugefügt. Die im Barock- und klassizistischen Stil errichtete Heiligkreuzkirche ist einschiffig und besitzt ein Tonnengewölbe. Die beiden Türme sind 24 meter hoch.

Eine Seite aus dem Kirchenbuch aus dem Jahre 1772:

1803 wurde mein Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater Stanislaus Wisnewski in der Kirche getauft.

Eine kleine Grotte neben der Kirche erinnert an die Massabielle-Grotte von Lourdes. Górzno hatte bis 1772 eine rein katholische Bevölkerung.

Spaziergang durch Schonnebeck

Der Name Schonnebeck leitet sich von schöner Bach ab. Schonnebeck wurde 1242 erstmals erwähnt. Seit 1929 ist Schonnebeck ein Stadtteil von Essen. Durch die Industrialisierung des Ruhrgebietes wuchs die Bevölkerung in Schonnebeck sehr rasant an.

Jahr Einwohner Anstieg %
1861  327 0
1871 1.196  265,7 %
1880 1.915   60,1 %
1890  3.097  61,7 % 
1900 6.544 111,3 %

Um 1914 lebte die Familie Jendrian auf der Friedrichstraße 16 (heute Gareisstraße) und mein Urgroßvater arbeitete in der Kokerei der Zeche Zollverein (Schacht III, heute das Phänomania Erfahrungsfeld).

Ich bezweifle, das die Berufsangabe „Bergmann“ im Adressbuch von 1914 richtig ist. Ich weiß das mein Urgroßvater nie unter Tage als Bergmann gearbeitet hat. Laut Bergpolizeiverordnung des Oberbergamtes von 1899 mußten die Bergleute der deutschen Sprache mächtig sein, mein Urgroßvater sprach nur polnisch und konnte sich in deutsch nicht verständigen !

In der Nähe der Friedrichstraße eröffnete die Familie Albrecht 1913 auf der Mittelstraße (heute Huestraße 89) ihren ersten Aldi-Laden, damals noch ein einfaches Lebensmittelgeschäft.

1914 wurde die Jugendhalle, eine Turn- und Festhalle, eröffnet. Die Jugendhalle steht heute unter Denkmalschutz und wurde für die Kölner Ausstellung des Werkundes 1914 errichtet. Nach der Ausstellung in Köln wurde der Holzbau abgebaut und in Schonnebeck wieder aufgebaut. Während des 2. Weltkrieges wurde die Halle als Lager für französische und italienische Kriegsgefangene genutzt. Die Halle ist eine der wenigen erhaltenen Bauwerke der Kölner Werkbundausstellung.

1907 wurde die St.-Elisabeth-Kirche in Schonnebeck eröffnet. 

Von der Friedrichstraße zog die Familie Jendrian dann zur Schulstraße 58, die später in Erzbergerstraße unbenannt wurde (heute Matthias-Erzberger-Straße) und lebte dort bis ca. 1937. Das Haus in dem die Familie lebte, in der Nähe des ehemaligen Friedhofs, wurde schon vor Jahrzehnten abgerissen. Im Haus wohnte auch die Witwe Didneite mit ihren Kindern,

Die Invasion der Waschbären

„Sie trafen einzeln ein, in kleinen Gruppen oder in großen Sammeltransporten. Seltsam fremd und verloren waren sie anzusehen. Männer in derben, unmodernen Anzügen, seltener auch Frauen, mit grobgeschneiderten Röcken und bunten Kopftüchern. Ein Sack, manchmal nur ein Kissenbezug, enthielt ihre gesamte Habe – ein bißchen Wäsche, etwas Bettzeug. Auf den Bahnhöfen aber stand die einheimische Jugend und machte spöttische Bemerkungen. „Die Waschbären kommen!“

Dort, wo sie bisher gelebt hatten, diese „Waschbären“, West- und Ostpreußen, in Posen und Oberschlesien, waren ein paar Monate zuvor die Werber auf den Dörfern erschienen. Sie versprachen eine bessere Zukunft im Westen, in den Hüttenwerken und den vielen neuen Zechen an der Ruhr. Zigaretten, Bier und Schnaps wurden von den Fremden freigiebig unter den neugierigen Zuhörern verteilt. Wer den Arbeitsvertrag unterschrieb, erhielt auf der Stelle eine ganze Mark „Angeld“ und am Abend fand im Dorfkrug ein großes Tanzvergnügen statt, zu dem der ferne Unternehmer alle herzlich einlud.

So und ähnlich beschreiben zeitgenössische Berichte den Beginn einer Invasion, einer Völkerwanderung, die das Gesicht der bisher fast menschenleeren Landschaft an der Emscher bis zur Unkenntlich umgestalten sollte.“ so Enno Stephan in seinem Buch „Das Revier der Pioniere“, Kapitel 21 „Die Invasion der Waschbären“ auf Seite 235. 

Die Aussicht auf höhere Löhne, preisgünstige Zechenwohnungen und soziale Aufstiegsmöglichkeiten lockte Tausende von Kleinbauern und Landarbeiter in den Westen. 

Diese „Waschbären“ waren keine Ausländer. Die „Waschbären“ kamen vor allem aus den preußischen Ostprovinzen in das Ruhrgebiet. Die Einwohner West- und Ostpreußen besaßen die preußische Staatsangehörigkeit und waren somit Deutsche. Nur sprachen diese „Waschbären“ meistens polnisch und waren „Polacken“. 

Spottpostkarte auf den Kinderreichtum der „Waschbären“ im Ruhrgebiet

Na Stanislaus, bist´ nicht bang,
dass dir der Wagen genullt wird ?
Ne Kamerad, dä Wagen wird nich
genullt, der is ja immer voll.

Im Bergbau wurde der Förderwagen „genullt“ – also mit Lohnabzug belegt – wenn dieser nach Ansicht des Steigers nicht voll war oder zu viel taubes Gestein enthielt.

2002 habe ich für einige Jahre in Leipzig gelebt. Es war ein Umzug von West- nach Ostdeutschland. Damals hat niemand von einer Invasion, Zuwanderung oder Einwanderung gesprochen.

Mein Urgroßvater wird sicher ins Ruhrgebiet ausgewandert sein, denn wer auswandert muß schließlich auch irgendwo einwandern. Unter „Jendreton“ und dem Jahr 1904 findet sich der Eintrag in der Deutschen Auswanderdatenbank in Bremerhaven. Auch seine Zeit in den USA läßt sich dokumentieren.
Meine Urgroßmutter ist mit den Schwestern (Paula, Wladislawa und Martha) meiner Oma dagegen nur umgezogen. Die sind nie ausgewandert, die haben immer nur in Deutschland gelebt, als deutsche Staatsbürger polnischer Abstammung.

Mit dem Zug sind sie 1910 von Radoszki (Radosk in Westpreußen) über Berlin nach Gelsenkirchen gefahren. Meine Urgroßvater ist dagegen mit dem Schiff von New York über Hamburg ins Ruhrgebiet angereist.

Nicolai Wisnewski und seine Kinder

Über Nicolai Wisnewski weiß ich sehr wenig, er ist aber mein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater !!!

Nicolai Wisniewski war mit Magdalena Barawionka verheiratet und lebte in Zaborowo. Als Magdalena 1826 starb, war Sie ca. 66 Jahre alt. Zwei Kinder, Stanislaus und Joseph sind mir bekannt. Bei der Geburt von Stanislaus war Magdalena 43 Jahre alt. Vermutlich wird es noch mehr Kinder geben !

Ehefrau Kinder  
Magdalena Barawionka
geb. ca. 1760
1. Stanislaum
geb. 1803
2. Josephum
geb. 1808

Der Sterbeeintrag von Magdalena Barawionka vom 28.1.1826 im Kirchenbuch von Górzno.

Der Taufeintrag von Stanislaum am 3.5.1803 im Kirchenbuch von Górzno. Die Paten waren Luca Pietrowski und Agnete Kwasna.

Bei der Geburt von Josephum am 30.3.1808 war die Mutter schon 48 Jahre alt. Die Paten sind Joseph Kwasny und Marianna Pietrowska.

Am 21. August 1881 zeigte Johann Kaminski an, daß sein Schwiegervater Andreas Wisnewski im Alter von 53 Jahren verstorben sei.

Andreas Wisnewski, geboren 1828, war der Sohn von Stanislaus Wisnewski. Dies ist dem Eintrag im Sterberegister des Standesamtes und dem Eintrag im Taufregister des Kirchbuches vom Gorzno zu entnehmen.