„Graf met de handjes“

Der Oude Kerkhof in Roermond ist einer der ältesten Friedhöfe der Niederlande. Die erste Meldung einer Bestattung auf dem Oude Kerkhof datiert aus dem Jahre 1785. Das berühmteste Grab ist ohne Zweifel das „Grab mit den Händen“. Dieses Grab gehört einem Ehepaar, welches als erstes Ehepaar in Roermond unterschiedliche Konfessionen hatte. Das Ehepaar wurde Kopf an Kopf, dies und jenseits der Mauer beerdigt. Jacob Waernerus Constantine (1809 – 1880) auf dem evangelischen Teil und Josephina Constantine, geb. von Aefferden (1820 – 1888) auf dem katholischen Teil. Ihre Grabsteine aber waren höher als die Mauer. Aus den Steinen heraus greifen bis heute Hände, die einander über der Mauer festhalten.

Meine Urgroßeltern, Wilhelm Pongs (1855 – 1917) und Elisabeth Pongs, geb. Schiefer (1863 – 1952) heirateten 1884 in Mönchengladbach. Wilhelm Pongs war evangelisch und Elisabeth Schiefer war katholisch.  Ich bin mir nicht sicher, aber sie hatten mindestens 13 Kinder, die alle katholisch waren.

Johann Wolfgang von Goethe: 
„Wohl dem, der seiner Vätern gern gedenkt,
der froh von ihren Taten, ihrer Größe
dem Hörer unterhält und, still sich freuend,
ans Ende dieser schöne Reihe sich
geschlossen sieht!“

Die Völkerschlacht von 1813

Die Völkerschlacht zu Leipzig im Oktober 1813 ging auf äußerst blutige Art und Weise in die Geschichtsbücher ein. Über eine halbe Million Soldaten Napoleons und seiner alliierten Gegner (Sachsen, Preußen, Russen, Österreicher und Schweden) kämpfen im Oktober 1813 bei Leipzig um den Sieg. Mehr als 100.000 sterben, Zehntausende werden zu Krüppeln. Eine ganze Region versinkt in Schutt und Asche. Die Schlacht setzte dem französischen Kaiser Napoleon ein Ende, der bis dahin weite Teile Europas unterworfen hatte. Der Franzosen-Kaiser verliert in der „Völkerschlacht“ die Herrschaft über Deutschland.

1894 gründet der Leipziger Architekt Clemens Thieme den Deutschen Patriotenbund mit dem Ziel, Spenden für die Errichtung eines Denkmals zu sammeln. 1898 reichte die Summe aus, der Grundstein konnte gelegt werden. 1913 wurde das Völkerschlachtdenkmal als deutsches Nationaldenkmal eingeweiht. Hauptgast der Einweihungszeremonie war 1913 der Kriegstreiber Kaiser Wilhelm II.

Ich bin früher oft bei diesem patriotischen Denkmal gewesen, dabei war mir immer bewußt, das meine Vorfahren 1813 auf der Seite der Verlierer standen. In der Nähe des Völkerschlachtdenkmals erinnert bei der ehemaligen Tabakmühle ein Gedenkstein auch an Napoleon.

Peter Wilhelm Pongs (1784 – 1813) trat an Stelle seines Bruders als Artillerist in die Armee Napoleons ein und starb 1813. Es ist nicht bekannt geworden wo und wann.

Patriotischer eingestellt war Gottfried Pongs (1790 – 1877), Wirt und Bierbrauer in Wickrath. 1815 hat er an den Freiheitskriegen teilgenommen. 

Daniel Pongs (1788 – 1818) aus Odenkirchen diente unter Napoleon als Kanonier und war später Polizeidiener.

Der Essigbrauer Adam Pongs (1794 – 1867), genannt „Küpper-Adam“ aus M.-Gladbach hat einen Orden von Kaiser Napoleon I erhalten.

Familie Esser und die verheizte Heimat (1)

Mein Ur-Urgroßvater Cornelius Esser (1813 – 1883) wurde in Erberich geboren, die Familie hatte mindestens sechs Kinder die in Erberich, Pattern und Lohn geboren sind. 

Sicher hat die Familie Esser auch schon vorher in Erberich und Umgebung gewohnt. Pattern soll aus dem römischen Gutshof Paternius entstanden sein und wurde erstmals 893 urkundlich erwähnt. 1166 wird ein Simon von Pattern mit seinen Söhnen als Besitzer eines Guts bei Euskirchen vom Erzbischof von Köln erwähnt. Da der Ortsname Erberich auf „-ich“ endet, ist er womöglich keltischen Ursprungs. Der lateinische Name ist „Arboriacum“, der keltische wahrscheinlich „Arboriako(n)“, lateinisch „arbor“ (= Baum). Der Name „Erberich“ lässt sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen.

1981 begann die Abbaggerung von Erberich und Pattern durch Rheinbraun. An das Dorf Erberich erinnert heute ein Gedenkstein mit einer Bank.

 

Es gibt hierzulande keinen größeren Eingriff in die Natur und Landschaft, in das Grundwasser und in die sozialen Strukturen als den Braunkohlentagebau. Für die Braunkohle werden ganze Landstriche großflächig verwüstet und tausende Menschen vertrieben. Braunkohle ist zudem der klimaschädlichste aller Energieträger. Eine der ältesten Kulturlandschaften Deutschlands wird einfach sinnlos zu Strom verheizt.  

Bis 1937 hieß es im „Allgemeinen Berggesetz“, dass ein Grundeigentümer „niemals“ gezwungen werden kann, „mit Wohn-, Wirtschafts- oder Fabrikgebäuden bebauten Grund“ abzutreten. Unter der Nazi-Herrschaft fiel dieses Verbot und dieses Bergrecht gilt weiter in der Bundesrepublik. Im Dezember 2013 bestätigte das Bundesverfassungsgericht, das „Gemeinwohl“ steht in Sachen Braunkohletagebau höher als das eines Hausbesitzers. Das „Recht auf Heimat“ steht nicht im Grundgesetz.

Ein Teil der Familie Pongs lebte früher in Otzenrath. Otzenrath ist heute eine Mondlandschaft. 2001 hat die rot-grüne Landesregierung unter Wolfgang Clement Garzweiler II genehmigt. Die Grünen stimmten den ökologischen Irrsinn aus Landschaftsfraß und Kohleverstromung 2001 zu.  Bärbel Höhn war damals die Ministerin für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in NRW.

Gertrud und Matthias Pongs

Matthias Pongs (1754 – 1800) war der Ur-Ur-Ur-Urenkel von Jasper Pungs (geb. um 1550). Matthias Pongs heiratete 1772 in Rheydt die Hausfrau Gertrud Vits (1751 – 1789). Zu Gertrud Vits heißt es im Rheydter Kirchenbuch, „1789 Im April ist gestorben und den 5. begraben Gertraud Fitz Haußfrau von Mattheus Pungs“.

Die 10 x Urgroßeltern von Gertrud Vits waren This Keutgens (um 1385 bis >1449) und Catrin (um/<1395 bis >1449), die Besitzer des Keutgenshofes in Rheydt-Geneicken. Die Großmutter von Gertrud Vits war Engen Pferdmenges (1686 – 1776). Albert Pferdmenges (1844 – 1898) heiratete 1874 die 1851 geborene Helene Croon. Ihre ältere Schwester Emma Wilhelmina Croon war 1855 mit Hermann Engels aus Barmen, dem zwei Jahre jüngeren Bruder des Baumwollindustriellen und Sozialisten Friedrichs Engels, die Ehe eingegangen.

Robert Pferdmenges (1880 – 1962 ) Kölner Bankier, CDU-MdB und der einzige Duzfreund von Konrad Adenauer verfügte über hervorragende Kontakte zur Wirtschaftselite. Robert Pferdmenges dessen angeheirateter Onkel ironischerweise Friedrich Engels war, wurde in den frühen Jahren der Bundesrepublik der wichtigste Geldbeschaffer der CDU. Robert Pferdmenges legte die Grundlage für das ausgeklügelte Finanzierungssystem der CDU, die „Staatsbürgerliche Vereinigung 1954 e.V.“. Dies führte zum ersten großen Parteispendenskandal Anfang der achtziger Jahre. Bis der „Staatsbürgerlichen Vereinigung“ 1984 die Gemeinnützigkeit aberkannt wurde, hatten sie und ihre Spender den Staat um mehr als 100 Millionen Mark betrogen.

Familie Karlstedt

Familie Karlstedt aus Mönchengladbach, aber wer ist wer? Die Dame in der weißen Bluse ist meine Großmutter Martha, geboren 1880. Auch Urgroßvater und Urgroßmutter sind leicht zu erkennen. Die Kinder sind von links nach rechts, Kathrinchen (1), Fritz (2), Martha (3), Lieschen (4), Anton (5), Thekla (6) und Karoline (7).

Mit Karlstedt habe ich mich nie intensiv beschäftigt, aber das würde sich sicher lohnen. Denn der Überlieferung nach, soll der Name Karlstedt in Verbindung mit dem Bilderstürmer Andreas Rudolf Bodenstein (1486 – 1541), genannt Karlstadt, stehen. Andreas Bodenstein ist in Karlstadt (Unterfranken) geboren und war 1512 der Doktorvater von Martin Luther. Nur war Dr. Karlstadt etwas radikaler als Luther. Mit seinen Forderungen nach Abschaffung der Kindstaufe, einem totalen Bilderverbot und der These, dass das Abendmahl rein symbolisch sei, ging Karlstadt selbst Luther zu weit. Erst recht, als es in Folge der radikalen Predigten von Karlstadt ab 1520 zu einem Bildersturm kam, bei dem zahlreiche Bilder und Statuen zerstört wurden.

Friedrich August Karlstedt (1853 – 1931) aus Niederspier (Thüringen) heiratete 1873 Maria Gertrud Hubertine Esser (1847) aus Mönchengladbach

Die Familie Karlstedt hatte 11 Kinder, hier die unvollständige Liste:
Cornelius Alexander Theodor – (1874 – 1875)
Margaretha Hubertine – (1876 – 1961)
(3) – Martha Maria Carolina – (1880 – 1966)
(6) – Maria Thekla – (1881 – 1963)
Maria Agnes – (1884 – 1884)
(7) – Catharina Cornelia Caroline – (1886 – 1976)
(2) – Friedrich Leonhard (Fritz) – ( 1887 – ???)
Maria Agnes Gertrud – (1889 – 1890)
(5) – Maria Antonius Augustinius (Anton) – (1890 – 1846)

Der Taufschein meiner Großmutter: „Carlstedt Maria Martha Carolina wurde geboren zu Grevenbroich am 1. Juni 1880 und am 6. Juni 1880 in der katholischen Pfarrkirche Peter und Paul getauft. Eltern: Carlstedt Friedrich August und Esser Maria Gertrud Hubertine. Paten Peter Keusen und Martha Peens.
Obige Maria Martha Carolina hat die Ehe geschlossen mit Friedrich Wilhelm Pongs in der Hauptpfarrkirche zu M.-Gladbach vor dem Kaplan Zilkes und den Zeugen Emil Pongs und Hermann Hermges am 29. August 1917.“

Das eine 62-jährige Frau 1942 einen Taufschein benötigt ist ungewöhnlich und steht vermutlich mit einem anderen „Erlebnis“ im Zusammenhang. Auf dieses „Erlebnis“ aus dem Jahr 1942 bezieht sich auch der „Persilschein“ von meinem Vater, ausgestellt vom Pfarrer in Pleß (Bayern) am 21.5.1945.

Herr Hägele aus Stuttgart

Den Herrn Hägele aus Stuttgart habe ich nie kennengelernt. Der Herr Hägele war der Verlobte meiner Tante Else. Herr Hägele war während des 2. Weltkrieges im Haus meiner Großeltern einquartiert, bei dieser Gelegenheit wird er wohl meine Tante Else kennengelernt haben.

Jahrzehnte habe ich gedacht Tante Else heißt auch Else. Denn Else stand ja auch auf dem Grabstein ! 2004 habe ich einen Energieausweis für ein Haus erstellt, ich kam damals mit der Hausbesitzerin ins Gespräch und Sie fragte mich, ob ich eine Else Pongs kennen würde. Klar kannte ich Else und es stellte sich heraus, die Hausbesitzerin war eine „alte“ Schulfreundin von meiner Tante.

„Alt“ im wörtlichen Sinne, denn Else Pongs ist 1944 an Tuberkulose verstorben. Ich war wirklich überrascht, das sich nach 60 Jahren noch jemand an Friederike Elisabeth bzw. Else erinnerte.

Am Tag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion, den 22. Juni 1941, war Tante Else im Schwarzwald.

Hirsau (Calw), nördlicher Schwarzwald

Blick auf Bad Liebenzell

Uhlandshöhe (Stuttgart)

Otto Pongs und die Windberger Mühle

Auf der Suche nach meinen Vorfahren fand ich zufällig im Internet eine Seite über Kriegsgefangene aus dem 1. Weltkrieg, darunter waren mein Großvater und sein Bruder Otto. Otto Wienand Pongs (1886 bis 1978) war ein Künstler, ein Lebenskünstler. Otto war Maler und Anstreicher. Seine Bilder hingen vor allem in Gaststätten, die es Heute längst nicht mehr gibt, wie dem Roten Gockel in Hatzenport (Mosel) oder dem Cafe Waldfrieden in Viersen. 

Das bekannteste Werk von Otto Pongs ist „Der Müller mit Mühle“. Im Jahre 1552 erhielt der Abt vom Gladbach vom Herzog von Jülich die Erlaubnis, auf dem „Tütenberg am Breidenbusch“ eine Windmühle zu errichten, die einzige Mühle im Gladbacher Land. Die Mühle brannte 1890 ab. Das zugehörige Mühlenhäuschen verschwand Mitte der 1990-er Jahre.

Eine Gedenktafel an der Venner Straße in Mönchengladbach erinnert an die Windberger Mühle. Das Mühlen-Bild auf dieser Gedenktafel ist von Otto Pongs.

Das künstlerische Schaffen des Otto Pongs gerät in Vergessenheit, unvergessen bleibt dagegen die Teilnahme des Landsturmmannes Otto Wienand Pongs vom Infanterie-Regiment „von Horn“ (3. Rheinisches) Nr. 29 der Preußischen Armee im 1. Weltkrieg.

Beim Internationalen Komitee des Roten Kreuzes in Genf gibt es Informationen über Otto Pongs, der 1917 bei Langemarck in Gefangenschaft geriet, unter der Registriernummer A 13877.

Pongs aus Pungs

Der geografische Mittelpunkt der Stadt Mönchengladbach liegt im Stadtteil Pongs, vermutlich bei der Bushaltestelle Pongs-Mitte.

Bei meinen Vorfahren wechselt die Schreibweise des Nachnamens häufig zwischen Pungs und Pongs. Ein Wechsel ergibt sich auch für den Ortsnamen Pongs. Der Ortsteil Pongs hieß früher Pungs. 

Der Familienname Pongs ist ein Wohnstättenname, der von der Herkunft (Herkunftsname) meiner Vorfahren aus der Siedlung Pongs abgeleitet wurde. Vielleicht lag der Ursprung der Familie bei den mittlerweile abgerissenen Pongs Höfen in Pongs. 

Meine alten Pongs-Vorfahren waren Untertanen der „Herren von Rheydt“. und das Land gehörte den „Herren von Rheydt“. So wird über einen meiner Pongs-Vorfahren um 1600 berichtet: „Adolf Pungs Gut an Pongs ist Lehngut des Herren zu Rheydt“ – daraus ergibt sich der berufliche Stand meiner  Vorfahren, Bauern.  Der Begriff „Gut“ war im 1600 nicht gleich ein großer Bauernhof. Im Rheydter Land gab es damals auch „Güter“, die kaum
einen Hektar Fläche aufwiesen.

Der Vater von Adolf Pungs, der Jasper (Kasper) war auch schon Inhaber eines Lehnhofes der „Herren zu Rheydt“.  Von Jasper Pungs wird 1587 berichtet, das er gefänglich eingezogen“ wurde. Aber mein Urahn Jasper war sicher kein Verbrecher, er saß unschuldig in  den Rheydter Kasematten ein.  Jasper hatte vermutlich Streit mit dem „Herrn von Rheydt“ wegen
willkürlich erhobener Frondienste. Da er sich dagegen wahrscheinlich  auflehnte wurde er kurzerhand auf Schloss Rheydt inhaftiert. Seine Frau Maria, geb. Pungs, heiratet dann zum zweiten Mal vor dem 20. April 1592 und zwar Peter Pungs. Jaspar Pungs ist demnach zwischen Anfang Dezember 1587 und 20. April 1592 verstorben. 1558 trat Otto von Bylandt die Herrschaft zu Schloss Rheydt an. Er forderte von den Rheydter Bauern willkürliche und überzogene Fronleistungen, so dass es ab 1578 zur offenen Rebellion der Bauern kam. In diesem Zusammenhang wird die Inhaftierung meines Urahn Jaspar stehen. Denn bis zum Tode von Otto von Bylandt am 15.02.1591 lag ein gestörtes Verhältnis zwischen der Herrschaft und seinen Untertanen vor.