Familie Karlstedt

Familie Karlstedt aus Mönchengladbach, aber wer ist wer? Die Dame in der weißen Bluse ist meine Großmutter Martha, geboren 1880. Auch Urgroßvater und Urgroßmutter sind leicht zu erkennen. Die Kinder sind von links nach rechts, Kathrinchen (1), Fritz (2), Martha (3), Lieschen (4), Anton (5), Thekla (6) und Karoline (7).

Mit Karlstedt habe ich mich nie intensiv beschäftigt, aber das würde sich sicher lohnen. Denn der Überlieferung nach, soll der Name Karlstedt in Verbindung mit dem Bilderstürmer Andreas Rudolf Bodenstein (1486 – 1541), genannt Karlstadt, stehen. Andreas Bodenstein ist in Karlstadt (Unterfranken) geboren und war 1512 der Doktorvater von Martin Luther. Nur war Dr. Karlstadt etwas radikaler als Luther. Mit seinen Forderungen nach Abschaffung der Kindstaufe, einem totalen Bilderverbot und der These, dass das Abendmahl rein symbolisch sei, ging Karlstadt selbst Luther zu weit. Erst recht, als es in Folge der radikalen Predigten von Karlstadt ab 1520 zu einem Bildersturm kam, bei dem zahlreiche Bilder und Statuen zerstört wurden.

Friedrich August Karlstedt (1853 – 1931) aus Niederspier (Thüringen) heiratete 1873 Maria Gertrud Hubertine Esser (1847) aus Mönchengladbach

Die Familie Karlstedt hatte 11 Kinder, hier die unvollständige Liste:
Cornelius Alexander Theodor – (1874 – 1875)
Margaretha Hubertine – (1876 – 1961)
(3) – Martha Maria Carolina – (1880 – 1966)
(6) – Maria Thekla – (1881 – 1963)
Maria Agnes – (1884 – 1884)
(7) – Catharina Cornelia Caroline – (1886 – 1976)
(2) – Friedrich Leonhard (Fritz) – ( 1887 – ???)
Maria Agnes Gertrud – (1889 – 1890)
(5) – Maria Antonius Augustinius (Anton) – (1890 – 1846)

Der Taufschein meiner Großmutter: „Carlstedt Maria Martha Carolina wurde geboren zu Grevenbroich am 1. Juni 1880 und am 6. Juni 1880 in der katholischen Pfarrkirche Peter und Paul getauft. Eltern: Carlstedt Friedrich August und Esser Maria Gertrud Hubertine. Paten Peter Keusen und Martha Peens.
Obige Maria Martha Carolina hat die Ehe geschlossen mit Friedrich Wilhelm Pongs in der Hauptpfarrkirche zu M.-Gladbach vor dem Kaplan Zilkes und den Zeugen Emil Pongs und Hermann Hermges am 29. August 1917.“

Das eine 62-jährige Frau 1942 einen Taufschein benötigt ist ungewöhnlich und steht vermutlich mit einem anderen „Erlebnis“ im Zusammenhang. Auf dieses „Erlebnis“ aus dem Jahr 1942 bezieht sich auch der „Persilschein“ von meinem Vater, ausgestellt vom Pfarrer in Pleß (Bayern) am 21.5.1945.

Herr Hägele aus Stuttgart

Den Herrn Hägele aus Stuttgart habe ich nie kennengelernt. Der Herr Hägele war der Verlobte meiner Tante Else. Herr Hägele war während des 2. Weltkrieges im Haus meiner Großeltern einquartiert, bei dieser Gelegenheit wird er wohl meine Tante Else kennengelernt haben.

Jahrzehnte habe ich gedacht Tante Else heißt auch Else. Denn Else stand ja auch auf dem Grabstein ! 2004 habe ich einen Energieausweis für ein Haus erstellt, ich kam damals mit der Hausbesitzerin ins Gespräch und Sie fragte mich, ob ich eine Else Pongs kennen würde. Klar kannte ich Else und es stellte sich heraus, die Hausbesitzerin war eine „alte“ Schulfreundin von meiner Tante.

„Alt“ im wörtlichen Sinne, denn Else Pongs ist 1944 an Tuberkulose verstorben. Ich war wirklich überrascht, das sich nach 60 Jahren noch jemand an Friederike Elisabeth bzw. Else erinnerte.

Am Tag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion, den 22. Juni 1941, war Tante Else im Schwarzwald.

Hirsau (Calw), nördlicher Schwarzwald

Blick auf Bad Liebenzell

Uhlandshöhe (Stuttgart)

Otto Pongs und die Windberger Mühle

Auf der Suche nach meinen Vorfahren fand ich zufällig im Internet eine Seite über Kriegsgefangene aus dem 1. Weltkrieg, darunter waren mein Großvater und sein Bruder Otto. Otto Wienand Pongs (1886 bis 1978) war ein Künstler, ein Lebenskünstler. Otto war Maler und Anstreicher. Seine Bilder hingen vor allem in Gaststätten, die es Heute längst nicht mehr gibt, wie dem Roten Gockel in Hatzenport (Mosel) oder dem Cafe Waldfrieden in Viersen. 

Das bekannteste Werk von Otto Pongs ist „Der Müller mit Mühle“. Im Jahre 1552 erhielt der Abt vom Gladbach vom Herzog von Jülich die Erlaubnis, auf dem „Tütenberg am Breidenbusch“ eine Windmühle zu errichten, die einzige Mühle im Gladbacher Land. Die Mühle brannte 1890 ab. Das zugehörige Mühlenhäuschen verschwand Mitte der 1990-er Jahre.

Eine Gedenktafel an der Venner Straße in Mönchengladbach erinnert an die Windberger Mühle. Das Mühlen-Bild auf dieser Gedenktafel ist von Otto Pongs.

Das künstlerische Schaffen des Otto Pongs gerät in Vergessenheit, unvergessen bleibt dagegen die Teilnahme des Landsturmmannes Otto Wienand Pongs vom Infanterie-Regiment „von Horn“ (3. Rheinisches) Nr. 29 der Preußischen Armee im 1. Weltkrieg.

Beim Internationalen Komitee des Roten Kreuzes in Genf gibt es Informationen über Otto Pongs, der 1917 bei Langemarck in Gefangenschaft geriet, unter der Registriernummer A 13877.

Pongs aus Pungs

Der geografische Mittelpunkt der Stadt Mönchengladbach liegt im Stadtteil Pongs, vermutlich bei der Bushaltestelle Pongs-Mitte.

Bei meinen Vorfahren wechselt die Schreibweise des Nachnamens häufig zwischen Pungs und Pongs. Ein Wechsel ergibt sich auch für den Ortsnamen Pongs. Der Ortsteil Pongs hieß früher Pungs. 

Der Familienname Pongs ist ein Wohnstättenname, der von der Herkunft (Herkunftsname) meiner Vorfahren aus der Siedlung Pongs abgeleitet wurde. Vielleicht lag der Ursprung der Familie bei den mittlerweile abgerissenen Pongs Höfen in Pongs. 

Meine alten Pongs-Vorfahren waren Untertanen der „Herren von Rheydt“. und das Land gehörte den „Herren von Rheydt“. So wird über einen meiner Pongs-Vorfahren um 1600 berichtet: „Adolf Pungs Gut an Pongs ist Lehngut des Herren zu Rheydt“ – daraus ergibt sich der berufliche Stand meiner  Vorfahren, Bauern.  Der Begriff „Gut“ war im 1600 nicht gleich ein großer Bauernhof. Im Rheydter Land gab es damals auch „Güter“, die kaum
einen Hektar Fläche aufwiesen.

Der Vater von Adolf Pungs, der Jasper (Kasper) war auch schon Inhaber eines Lehnhofes der „Herren zu Rheydt“.  Von Jasper Pungs wird 1587 berichtet, das er gefänglich eingezogen“ wurde. Aber mein Urahn Jasper war sicher kein Verbrecher, er saß unschuldig in  den Rheydter Kasematten ein.  Jasper hatte vermutlich Streit mit dem „Herrn von Rheydt“ wegen
willkürlich erhobener Frondienste. Da er sich dagegen wahrscheinlich  auflehnte wurde er kurzerhand auf Schloss Rheydt inhaftiert. Seine Frau Maria, geb. Pungs, heiratet dann zum zweiten Mal vor dem 20. April 1592 und zwar Peter Pungs. Jaspar Pungs ist demnach zwischen Anfang Dezember 1587 und 20. April 1592 verstorben. 1558 trat Otto von Bylandt die Herrschaft zu Schloss Rheydt an. Er forderte von den Rheydter Bauern willkürliche und überzogene Fronleistungen, so dass es ab 1578 zur offenen Rebellion der Bauern kam. In diesem Zusammenhang wird die Inhaftierung meines Urahn Jaspar stehen. Denn bis zum Tode von Otto von Bylandt am 15.02.1591 lag ein gestörtes Verhältnis zwischen der Herrschaft und seinen Untertanen vor.