Die Schlacht von Górzno – 1629

Der Schwedisch-Polnische Krieg von 1600 bis 1629 war ein militärischer Konflikt zwischen Schweden und Polen-Litauen, bei dem es um Erbfolgeansprüche und die Vorherrschaft im Ostseeraum ging. Zum Ende des Schwedisch-Polnischen Krieges fand als vorletzte Schlacht, am 12. Februar 1629, die Schlacht von Górzno statt.

Etwa 6000 schwedische Soldaten wurden in Miłomłyn (nördlich von Ostróda) konzentriert und im Winter 1629 zog die schwedische Armee unter Führung von Herman Wrangel nach Süden, um Brodnica einzunehmen. Die polnischen Truppen in dieser Region wurden von Stanisław Rewery Potocki geführt. Am 12. Februar erreichten die Schweden den Fluß Brynica nördlich von Górzno, wo ihnen etwa 5.000 polnische Soldaten im Weg standen.

Die Aufgabe der Polen war es, den Angriff der Schweden zu stoppen und die Angreifer in die Sümpfe zu drängen. Den Schweden gelang es jedoch den Fluß Brynica zu überqueren und die Polen bei Zaborowo in die Flucht zu schlagen. Die Verluste der Polen waren hoch, es wurden 600 Gefangene gemacht und es gab etwa 700 Tote. Die schwedischen Eindringlinge verloren nur einige Dutzend Soldaten. Von Górzno zogen die schwedischen Soldaten dann weiter um sich an der Belagerung von Toruń (Thorn) zu beteiligen.

 

Deutsche Todeslager

Der polnische Präsident Andrzej Duda sagte in einer Fernsehansprache am 6.2.2018, das er daß, vor allem im Ausland, stark kritisierte „Holocaust-Gesetz“ unterschreiben werde. Das Gesetz verbietet es unter anderem, die deutschen Nazi-Todeslager im besetzten Polen als „polnische Lager“ zu bezeichnen.

„Wir sind verantwortlich als Deutsche für die Dinge, die während des Holocaust, der Shoah, im Nationalsozialismus passiert sind“, so Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrem Video-Podcast am 11.2.2018

„Es gibt nicht den geringsten Zweifel daran, wer für die Vernichtungslager verantwortlich ist, sie betrieben und dort Millionen europäischer Juden ermordet hat: nämlich Deutsche“, sagte Außenminister Sigmar Gabriel nach Angaben des Auswärtigen Amtes am 3.2.2018 in Berlin. „Von unserem Land wurde dieser organisierte Massenmord begangen und von niemand anderem. Einzelne Kollaborateure ändern daran nichts“.

Gabriel zeigte sich überzeugt davon, „dass nur die sorgfältige Aufarbeitung der eigenen Geschichte Aussöhnung bringen“ könne. Dazu gehöre, dass „Menschen, die das unerträgliche Leid der Shoa erfahren mussten, über dieses Leid uneingeschränkt sprechen können“.

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Der staatliche deutsche Fernsehsender ZDF bezeichnete 2013 das Vernichtungslager Ausschwitz als „polnische Todeslager“.

Karol Tendera, ein ehemaliger Häftling im Vernichtungslager Auschwitz verklagt daraufhin das ZDF. Ein Gericht in Krakau erließ 2016 ein Urteil, das den deutschen Fernsehsender ZDF dazu verpflichtete, sich bei Karol Tendera, dem ehemaligen Häftling im Vernichtungslager Auschwitz, für die Verwendung der Formulierung „polnische Todeslager“ zu entschuldigen. Die Entschuldigung war auf der Internetseite des ZDF 30 Tage lang zu sehen.

Der Fernsehsender veröffentlichte jedoch nur einen Link zum Material mit der Überschrift „Entschuldigung bei Karola Tendera“. Das Material wurde als Grafik veröffentlicht, so dass es mit einer Internet-Suchmaschine nicht gefunden werden konnte. Angesichts solcher Maßnahmen beantragte der Rechtsanwalt von Karol Tendera, beim Landgericht Mainz die Erlassung einer Vollstreckungsklausel für das Urteil des Krakauer Gerichtes. Das Landgericht Mainz hat diesem Antrag stattgegeben. Der Antrag wurde vom ZDF angefochten und die Juristen des Fernsehsenders argumentieren, das Urteil des polnischen Gerichts sei abzulehnen, da es der deutschen öffentlichen Ordnung widerspreche.

Das Oberlandesgericht in Koblenz hat Ende Dezember 2018 entschieden, daß das ZDF sich für die Bezeichnung der Vernichtungslager aus dem Zweiten Weltkrieg als „polnische Lager“ bei dem mittlerweile Karol Tendera entschuldigen muß. Er sei sich bewusst, dass der Kampf auch nach dem Urteil in Koblenz, noch nicht beendet sei, sagte der Rechtsanwalt von Karol Tendera, Lech Obara.

Auch der ehemalige US-Präsident Obama benutzte im Jahr 2015 den Begriff „polnische Todeslager“ und dies ausgerechnet bei der Würdigung Jan Karskis, dem Kurier der polnischen Untergrundbewegung im Zweiten Weltkrieg.

Polen kämpf seit Jahren dagegen das die deutschen Konzentrationslager historisch falsch als „polnische“ Lager bezeichnet werden. Ende Januar 2018 verabschiedete das polnische Parlament ein Gesetz, daß die Verwendung der Bezeichnung „polnische Todeslager“ für deutsche Vernichtungslager der Nazis im besetzten Polen während des zweiten Weltkrieges unter Strafe stellt.

Der Familienname Jendrian

Der Familienname Jendrian ist ein sehr seltener Name, polnischen Ursprungs. Der Familienname existiert in Polen jedoch nicht mehr. Ausgehend von Koszelewki (ehemals Klein Koschlau, Kreis Neidenburg in Ostpreußen) verbreitete sich der Familienname über Jeleń (ehemals Jellen, Kreis Strasburg in Westpreußen) in das Ruhrgebiet (Essen, Gelsenkirchen) und nach Nordfrankreich (Waziers). 

Die beiden Dörfer Koszelewki (Klein Koschlau) und Jeleń (Jellen) liegen etwa 9 Kilometer auseinander und der Fluß Wel (Welle) war die natürliche Grenze zwischen den historischen Provinzen Ost- und Westpreußen.

Der älteste Eintrag der Familie Jendrian ist im katholischen Kirchenbuch von Lidzbark (Lautenburg, Westpreußen) zu finden. Am 6. April 1828 verstarb im Alter von 42 Jahren Dorothea Jendryan aus Koszelewki. Da Koszelewki damals zum Kreis Neidenburg in der Provinz Ostpreußen gehörte, ist laut diverser Quellen eigentlich die katholische Kirchengemeinde in Wielki Łęck (Groß Lensk, Ostpreußen) für das Dorf zuständig.  Vermutlich war der Weg von Koszelewki über Wąpiersk und Jeleń zur Kirche nach Lidzbark für die Dorfbewohner jedoch einfacher. 1820 lebten in Koszelewki 94 Menschen (www.kartenmeister.com). 

Der Familienname Jendrian ist im „Lexikon der Familiennamen polnischer Herkunft im Ruhrgebiet “ aufgeführt und hat sich laut dieser Quelle aus dem Vornamen Adrian entwickelt.

Professor Udolph vom Zentrum für Namensforschung in Leipzig bestätigt den polnischen Ursprung des Familiennamens Jendrian. In einer Ausarbeitung über den Namen schreibt er u.a.: „Aus dem Abgleich der heutigen wie historischen Verbreitungsdaten ergibt sich, dass der Familienname Jendrian im polnischen Sprachraum in den früheren Provinzen West- und Ostpreußen entstanden sein muss. Heute finden wir den Namen in Polen nicht mehr, es tauchen aber Namensvarianten wie Jędrejan oder Jędrzejan auf, die als Ausgangsform des Namens Jendrian zu betrachten sind. Der darin enthaltene Nasalvokal <ę> wird vor dem Konsonanten /d/ als /en/ gesprochen. Entsprechend konnte der Name im deutsch slawischen Kontaktgebiet als Jendrian verschriftlich werden.“

„Grundlage des Namens Jendrian ist eine Koseform des Rufnamens Jędrzej, an den die Koseendung –en trat.“ und „Der Rufname Jędrzej ist eine polnische Variante des christlichen Taufnamens Andreas.“

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges zogen einige Mitglieder der Familie Jendrian aus Jeleń nach Waziers in Nordfrankreich.

Die Besitznahme der Provinz Westpreußen – 1815

Ich habe Euch durch Mein Besitznahme-Patent vom heutigen Tage wieder in Eure uralten Verhältnisse zurückgeführt. Ich habe Euch dem Lande wiedergegeben, dem Ihr ursprünglich angehöret und dem Ihr Euren früheren Wohlstand verdanket. Ihr werdet in tiefer Wiedervereinigung an der Constitution theil nehmen, welche Ich allen Meinen getreuen Unterthanen zu gewähren beabsichtige, und an der provinziellen Verfassung, welche Meine Provinz Westpreußen erhalten wird.
Diese Wiedervereinigung gewährt Euch Schutz und Sicherheit für Euer Eigenthum, die Gewißheit die Früchte Eurer Industrie wieder selbst zu genießen, und die Aussicht auf eine ruhige Zukunft. Mit landesväterlicher Sorgfalt werde Ich bemüht sein, Euren tief erschütterten Wohlstand noch einmal gründen zu helfen. Ausschließlich mit der Zukunft beschäftigt, will Ich, daß jede Verirrung der Vergangenheit, der Vergessenheit übergeben werden soll.
Ich werde durch die Zeitumstände verhindert, den erneuerten Eid Eurer Treue in Person zu empfangen, und habe deshalb Meinen Ober-Präsidenten von Ost-Preußen und Landhofmeister des Königreichs Preußen, von Auerswald, aufgetragen, die Erbhuldigung in Meinem Namen von Eurch in der Stadt Danzig zu empfangen und die diesfälligen nöthigen Verfügungen zu treffen.
Gegeben zu Wien den 15ten Mai 1815
Friedrich Wilhelm.
Fürst Hardenberg

Zdroje + Zaborowo auf alten Karten

Ich wußte das die Dörfer Zdroje und Zaborowo in der Nähe der russischen Grenze liegen, da meine Vorfahren zum einkaufen in Rußland auf dem Markt waren. Mit diesem Wissen habe ich lange Zeit viel weiter östlich nach den Dörfer gesucht. Die Meßtischblätter aus dem Jahr 1911, im Maßstab 1:25000 sind sehr detailliert, so ist in Zaborowo ganz deutlich die Schule zu erkennen. 

 

Die Schroettersche Landesaufnahme fand zwischen 1796 bis 1802 statt, die gelb markierte Linie war aber damals nicht die Grenze zu Rußland sondern zu Neu-Ost-Preussen. Neu-Ost-Preußen (polnisch Prusy Nowowschodnie) war von 1795 bis 1807 eine Provinz des Königreichs Preußen.

In einer polnischen Karte aus dem Jahr 1772 sind die Dörfer Zdroje und Zaborowo nicht verzeichnet.

Auf russischen Landkarten sind Zdroje und Zaborowo ebenfalls zu finden.

 

Über die Schule und die pädagogische Weisheit

Am 28. September 1717 führte König Friedrich Wilhelm I die allgemeine Schulpflicht in Preußen ein.

„Wir vernehmen missfällig, dass die Eltern, absonderlich auf dem Lande, in Schickung ihrer Kinder zur Schule sich sehr säumig erzeigen. Und dadurch die arme Jugend in große Unwissenheit, was das Lesen, Schreiben und Rechnen betrifft, aufwachsen lassen.“ Und weiter: „dass hinkünftig an denen Orten, wo Schulen sein, die Eltern bei nachdrücklicher Straffe gehalten sein sollen, ihre Kinder im Winter täglich und im Sommer, wann die Eltern die Kinder bei ihrer Wirtschaft benötigt sein, zum wenigsten ein- oder zweimal die Woche in die Schule zu schicken.“
Und zwar alle fünf- bis zwölfjährigen Kinder – Jungen wie Mädchen und das vor 300 Jahren!

Da stellt man sich schon die Frage, warum meine Urgroßmutter 1899 ihre Heiratsurkunde wegen Schreibunkunde mit xxx unterschrieben hat.

In Zaborowo und Miesiączkowo gab es zu dieser Zeit Schulen.

Die Schule in Zaborowo

Bis zur Mitte des 19. Jahrhundert gab es in den preußischen Provinzen kaum Probleme in den Schulen mit der Unterrichtssprache. Die Instruktion des preußischen Kultusministers vom 24. Mai 1842 bestimmte, dass die Kinder in allen Schulen den Unterricht in ihrer Muttersprache erhielten. Für die polnischsprachrigen Kinder war Deutsch nur ein Unterrichtsfach.

In Westpreußen wurde durch den Erlass des Kultusministers vom 25. Oktober 1865 eine Regelung getroffen, die von Klasse zu Klasse eine stärkere Berücksichtigung des Deutschen als Unterrichtsprache in den Volksschulen festlegte. Mit Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1871 verstärkte sich die Germanisierungspolitik. Am 24. Juli 1873 wurde in Westpreußen Deutsch als alleinige Unterrichtssprache in den Volksschulen eingeführt. Die Lehrer in den Schulen sind Deutsche, die oft kein polnisch sprechen. Meine Urgroßmutter sprach nur polnisch. 

In der Schrift „Ein Wort zu ernster Stunde an die deutschen Mitbürger von einem polnischen Bürger“, erschienen 1893 in Posen wird u.a. das Schulwesen in den östlichen Provinzen Deutschlands beschrieben.

 Einige Zitate aus dieser Schrift:

„Mit seinem Gewissen kann es kein deutscher Vater, trotz aller Wort und Gedankenklauberei der Schulpolitiker, vereinigen, wenn er hört, dass polnische Kinder, die kein Wort deutsch verstehen, von einem stockdeutschen Lehrer, mit Erfolg Unterricht geniessen sollen.“

„Dass es naturwidrig ist Elementarschulkinder in einer fremden Sprache zu unterrichten und das natürliche Lernmittel der Muttersprache, gänzlich in der Schule zu vernachlässigen, leuchtet jeden ein.“

„Neulich stand in den Zeitungen die Notiz, dass das Kgl. Eisenbahnbetriebsamt an die Herrn Schulinspektoren die Bitte gerichtet hat, durch die Schule dahin zu wirken, dass den Kindern beigebracht werden möchte, welch grosses Verbrechen sie auf ihr Gewissen laden können, wenn sie Steine oder Knüppel auf die Eisenbahnschienen legen. Ein polnischer Lehrer wird mit dieser sehr zu beherzigenden Aufgabe, seinen polnischen Schülern gegenüber, in polnischer Sprache erfolgreich in 5 Minuten fertig. Nun soll aber ein Lehrer, der kein Wort polnisch versteht, seinen deutsch nicht verstehenden Kindern, die Sache klar und deutlich erläutern. Wie er das zu Wege bringt, darüber mögen sich die Herrn Schulpolitiker die Köpfe zerbrechen. Sie fahren ja selbst viel per Bahn, so wie auch das gebildete Publikum, welches die Ergüsse ihrer paedagogischen Weisheit in den Zeitungen liest und bewundert.“ 

 

In der Thorner Presse finden sich zwei kurze Nachrichten über den Tod des Schülers Radtke aus Zaborowo und die Feiern zum Geburtstag des Kaisers in der Schule von Miesiączkowo.

Die Thorner Presse, Ausgabe Nr. 150 vom 27. Juni 1884, Seite 3, berichtet folgendes:
Gorzno, 27. Juni. (Erhängt.) Gestern Abend erhängte sich an einer Leiter der 10jährige Sohn der Wittwe Radtke aus Zaborowo. Da der Schuldiener das Kind am Vormittage desselben Tages zur Schule führen wollte, so soll es sich aus Furcht vor Strafe das Leben genommen haben.

 

Die Thorner Presse, Ausgabe Nr. 24 vom 29. Januar 1889, Seite 3, berichtet in der Rubrik „Provinzialnachrichten“ folgendes:
Miesionskowo, Kreis Strasburg, 26. Januar. (Der Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers) wurde in der hiesigen Schule heute besonders festlich begangen. In der mit Tannengrün festlich geschmückten Schulklasse fand unter Betheiligung mehrerer Gemeindemitglieder und Eltern der Schüler ein erhebender Festakt statt. Die Feier wurde durch Gesang und Gebet eröffnet. Sodann hielt Herr Lehrer Buchholz eine zu Herzen gehende Ansprache, in der er das Lebensbild unseres geliebten Kaisers entrollte. Darauf folgten seitens der Schüler Gesänge und Deklamationen patriotischen Inhalts. Einem auf Seine Majestät ausgebrachten begeisterten Hoch folgte der Gesang der Nationalhymne. Gesang und Gebet schlossen die schöne Feier.

Die Russen in Górzno – 1914

Oberförster Fritz Schuster (1859-1944) in seinem Buch Erinnerungen aus meinem Leben:

Wir atmeten förmlich auf, als schon am 23/31. August 1914 Hindenburg und Ludendorf die Tannenbergschlacht siegreich schlugen und nicht weniger als über 90.000 Gefangene machen konnten. Nun rollten die Züge in rascher Folge in umgekehrter Richtung mit Gefangenen westwärts. Wie sich herausstellte, war auch meine frühere Oberförsterei Ruda und Umgebung von der Tannenbergschlacht in Mitleidenschaft gezogen. Während der Schlacht soll in dem Oberförstereigehöft in Ruda eine Zeit lang ein höherer russischer Stab gelegen haben. Dem Gute Guttowo – 20 Min. von Ruda entfernt – ist dabei
sehr übel mitgespielt worden. Plündernde Soldateska haben sicherem Vernehmen nach das Gut nach allen Regeln der Kunst gebrandschatzt und das große Gutshaus mit den umfangreichen Wirtschaftsgebäuden dem Erdboden gleichgemacht. Mir liegt noch aus der Kriegszeit ein Zeitungsartikel eines Lokalberichterstatters aus dem Górznower Käseblättchen vor, der das fürchterliche Hausen der russischen Horden hinreichend illustriert. Es lautet wörtlich:

„Wie die Russen um Gorzno Krieg führten
Es stürmten plötzlich etwa 40 russische Reiter im vollsten Galopp in das Städtchen Górzno (½ Stunde vom Oberförstergehöft Ruda entfernt) bis auf den Marktplatz. Dort machten sie halt. Alle Telegraphenstangen wurden umgehauen, dann plünderten sie das Warenhaus Caspar, die Waren schafften sie auf Górznoer Fuhrwerken über die Grenze. Post und Zollamt sind aufgelöst. Nachdem all dieses geschehen war, kam das Gros der Russen, ca. 4000 Mann russ. Kavallerie angesprengt, mit Feldküche und einigen Kanonen sowie sämtl. Bagage. Sie schlugen den Weg nach Radosk ein, bogen dann zu dem Weg nach der Oberförsterei Ruda ein, wo ebenfalls die Telegraphenstangen an der Chaussée abgehauen wurden und begaben sich nach Guttowo Gut. Dort loderten bald Feuersäulen auf. Unsere Radfahrerkompagnie begegnete dem Feind, wobei der Leutnant sein Leben verlor. Auf dem Rückwege stürmten etwa 40 Russen zu Pferde nach der Grenze über Górzno zurück. Das Gros der Russen ist auf Umwegen weitergezogen und soll sich in dem Forst um Guttowo und Górzno aufhalten.“

Wahl zum 8. Deutschen Reichstag 1890

Gorzno, 20. Februar. (Reichtagswahl). Hier erhielten Hobrecht (nationalliberal) 54, Schnackenburg (freisinnig) 10, v. Rozycki (Pole) 164 Stimmen

Wladyslaw von Rozycki, geb. am 12. August 1833, katholisch. Besuchte das Gymnasium in Kulm. Widmete sich seit 1850 der Landwirtschaft, übernahm 1855 das väterliche Rittergut Zajaczkowo, Kr. Löbau, und erwarb 1861 das Rittergut Wlewsk, Kr. Strasburg. Von 1890 bis 1898 war von Rozycki Mitglied des Deutschen Reichstags für den Wahlkreis Regierungsbezirk Marienwerder 3 (Graudenz, Strasburg, Westpr.) und die Polnische Fraktion.

Das preußische Dreiklassenwahlrecht, das die Stimmen der Wähler nach der Höhe ihres Steueraufkommens gewichtet, begünstigt besonders die Begüterten: Unternehmer, Grundbesitzer und Akademiker sind erste Wahl.

Bei der Reichtagswahl 1890 erhielt die Polnische Fraktion 3,4 % der Stimmen im Deutschen Reich.