Etappenschwein

Als Etappenschweine wurden von den Frontsoldaten Soldaten bezeichnet, die in der Etappe – im Hinterland der Front – beschäftigt waren. Dort waren sie nicht den Gefahren der Front ausgesetzt und lebten oft „wie die Maden im Speck“. Während des Ersten Weltkriegs kursierte unter den Frontsoldaten folgendes Gedicht:

Die Etappenschweine.
Wer läuft gekleidet und gebügelt umher,
wem fällt das Grüßen entsetzlich schwer,
wer schluckt unzähliges Kommandogeld,
wer ist in Gesprächen und Briefen ein Held,
wer stiehlt uns die besten Weine,
das sind die Etappenschweine.

Wer hat weder Mist noch Grütze im Kopf
und trägt doch das schwarz-weiße Band im Knopf,
wer trippel den deutschen Frauen zur Schmach,
geputzten verseuchten Französinnen nach,
und wer schläft selten alleine?
Das sind die Etappenschweine.

Wer packt beim geringsten Schießen den Koffer
und zittert vor Durchbruchsversuchen von Joffre
wer schneidet die dümmsten Latrinengerüchte
und macht uns die freudige Stimmung zunichte
durch Schwarzseherei und Gegreine
das sind die Etappenschweine.

Und doch ihr Wichte und Milchgesichter,
ihr aufgeblasenes schlappes Gelichter,
wir möchten für euer erbärmliches Leben,
nicht eine der stolzen Erinnerungen geben,
uns binden Liebe und Treue,
ihr bleibt die Etappensäue.

Das Frontschwein

Otto Pongs war während des II. Weltkrieges ein „Etappenschwein“ auf der Insel Fanö in Dänemark. Am 3.2.1945, vier Wochen vor seinem Tod, schrieb er meinem Großvater den letzten Brief:

Lieber Vater!
Deinen Brief habe ich gestern erhalten. Warum machst Du Dir eigentlich Sorgen wenn ich Offizier werden will. Du mußt mich doch langsam kennen und wissen das ich es bisher immer noch richtig gemacht habe. Ich bin doch viel zu gerieben als das ich jemals eine Dummheit machen würde.
Leider kann ich Dir auch zu Deiner Beruhigung mitteilen, daß aus der Mühe vorläufig auch nichts werden wird. Der „Alte“ läßt mich nämlich nicht weg.
Ich werde also vorläufig noch Etappenschwein bleiben. Lieber Vater! Ich mache mir solche Sorgen um unseren Hugo. Wann hast Du zuletzt etwas von ihm gehört. Schreibe mir doch bitte mal etwas genaues..
Ich muß jetzt schließen. Zur Zeit bin ich Zugführer und habe deswegen wie Du Dir wohl denken kannst wenig Zeit. Viele Grüße Dein Otto