1914 – Russische Horden auf dem Marktplatz von Gorzno

Aus der Thorner Presse vom 2. September 1914:
Wie die Russen um Gorzno Krieg führten, darüber berichtet die „Strasburger Zeitung“: Es stürmten plötzlich etwa 40 russische Reiter im vollsten Galopp in das Städtchen Gorzno bis auf den Marktplatz. Dort machten sie Halt. Alle Telegraphenstangen wurden umgehauen. Dann plünderten sie das Warenhaus D. Kasper; die Waren schafften sie auf Gorznoer Fuhrwerken über die Grenze. Post und Zollamt sind aufgelöst. Nachdem all dies geschehen war, kam das Gros der Russen, annähernd 4000 Mann russische Kavallerie, angesprengt mit Feldküche und einigen Kanonen, sowie sämtlicher Bagage. Sie schlugen den Weg nach Radosk ein, bogen dann in den Weg nach der Oberförsterei Ruda ein, wo ebenfalls die Telegraphenstangen an der Chaussee abgehauen wurden, und begaben sich nach Guttowo Gut. Dort loderten bald Feuersäulen auf. Unsere Radfahrerkompagnie begegnete dem Feinde, wobei der Leutnant der Radfahrer-Abteilung sein Leben einbüßte. Auf dem Rückwege stürmten etwa 40 Russen zu Pferde nach der Grenze über Gorzno zurück. Das Gros der Russen ist auf Umwegen weitergezogen und soll sich in der Forst um Guttowo und Gorzno aufhalten.“

Oberforstmeister Fritz Schuster (1859-1944) schreibt in seinen Buch „Erinnerungen aus meinem Leben“ über den Kriegsbeginn in Gorzno: „Wie sich herausstellte, war auch meine frühere Oberförsterei Ruda und Umgebung von der Tannenbergschlacht in Mitleidenschaft gezogen. Während der Schlacht soll in dem Oberförstereigehöft in Ruda eine Zeit lang ein höherer russischer Stab gelegen haben. Dem Gute Guttowo – 20 Min. von Ruda entfernt – ist dabei sehr übel mitgespielt worden. Plündernde Soldateska haben sicherem Vernehmen nach das Gut nach allen Regeln der Kunst gebrandschatzt und das große Gutshaus mit den umfangreichen Wirtschaftsgebäuden dem Erdboden gleichgemacht. Mir liegt noch aus der Kriegszeit ein Zeitungsartikel eines Lokalberichterstatters aus dem Górznower Käseblättchen vor, der das fürchterliche Hausen der russischen Horden hinreichend illustriert.“