1889 – Familie Esser und die verheizte Heimat (2)

In der Gladbacher Volkszeitung erschien am 21. Mai 1889 ein Bericht über die Goldene Hochzeit von Cornelius und Margarethe Esser, geb. Faber.

„Gladbach, 21. Mai. Zur Feier der goldenen Hochzeit der Eheleute Cornelius Esser und Margarethe geb. Faber hatten gestern die Häuser an der Kaiserstraße, Wallstraße, Kapuzinerstraße, Mittelstraße, Marktstieg sc. Flaggenschmuck angelegt. Am Vorabende wurde dem Jubelpaare seitens des Gesangchors der „Concordia“ ein Ständchen dargebracht. Gestern Morgen fand in der Pfarrkirche ein feierliches Hochamt statt, welchem das Jubelpaar nebst Kindern und Enkeln, Freunden und Nachbarn beiwohnte. Am Altare knieend zur Erneuerung des gegenseitigen Treuegelöbnisses wurde demselben eine Handpostille als Andenken überreicht. Wie die Hinfahrt zur Kirche geschah auch die Rückfahrt in sechs von verschiedenen Herren freundlichst zur Verfügung gestellten zweispännigen Wagen, deren drei von den vielen weißgekleideten Kindern besetzt waren. Am Lokale des Herrn Franz Mocken (Marktstieg) wurde Halt gemacht und in demselben eingekehrt. Es folgte nun die Begrüßung des Jubelpaares durch das Comite, die Kinder, Enkel und Bekannten, Herr Jos. Meer theilte das Schreiben mit, gemäß welchem der König dem Jubelpaare ein Gnadengeschenk von 30 Mark gewährt hat. Mittags fand im Lokale des Herrn Mannheim ein Familien=Festessen statt, das einen guten Verlauf nahm und alle Theilnehmer befriedigte. Hierauf folgte eine Pause bis zum Abend. Um 7 Uhr begann das Bankett im großen Saale des Herrn Mannheim, welches einen sehr zahlreichen Besuch fand und dem das Jubelpaar trotz seiner 76 bezw. 78 Jahre fast bis zum Schlusse beiwohnte. Da der Jubilar seit Bestehen des Vereins „Concordia“ dessen fleißiges Mitglied gewesen ist, so wollte auch der Vorstand dieses Vereins, an der Spitze Herr Kaplan Hillmann, bei dem Feste nicht fehlen; letzterer nahm das Wort, um einige auf das Fest passende Gedanken in hübscher Rede zum Ausdruck zu bringen und mit einem Hoch auf das Jubelpaar, welchem er auch noch das diamantene Jubelfest wünschte, zu schließen. Der Gesangchor des Ver-eins erschien mit Fahne und Transparent im Saale und trug durch den Gesang mehrerer Chorlieder unter Leitung des Herrn Bolten sehr zur Hebung der Feier bei. Ein Jugendfreund des Jubilars erzählte aus der „guten alten Zeit“, auch nahm Herr Kaplan Hillmann noch einmal Gelegenheit, in seiner Eigenschaft als Präses des Arbeitervereins auf das schöne nachbarliche Verhältniß hinzuweisen, welchem dieses Fest zu verdanken sei: alle Stände seien an demselben betheiligt, obschon der Jubilar ein einfacher schlichter Handwerker sei, ein solches Fest sei daher in sozialer Hinsicht vom größten Werthe. Sein Hoch galt dem Festcomite. Die Polonaise machte das Jubelpaar rüstig voranschreitend bis zum Schlusse mit, darauf folgten weitere Tänze für die übrigen Festtheilnehmer. Die Musikkapelle des Herrn Wirth gab mehrere Konzertstücke zum Besten; Herr P. Schmitter erfreute die Festtheilnehmer durch ein Gesangsolo, so daß nach jeder Richtung für Unterhaltung und Stoff zu heiterer Stimmung gesorgt wurde. Die Jubeleheleute werden des Festtages gewiß stets freudvoll gedenken; möge ihr Lebensabend sich sorglos und angenehm gestalten, wie es einem in Ehren ergrauten Ehepaare gebührt. Wie wir hören, hat das Comite dafür Sorge getragen, daß dem bejahrten Pärchen als klingendes Andenken an seinen Ehrentag ein namhafter Geldbetrag überreicht werden kann.“

Mit einer Anzeige in der Gladbacher Volkszeitung am 25. Mai 1889 bedankten sich Cornelius Esser und Frau bei „allen Denen, welche zur Verherrlichung unserer goldenen Hochzeit beigetragen, besonders den Herren vom Fest-Komitee, Nachbaren und Freunden, sowie auch dem Gesangschore der Concordia.“