Die Heiligkreuzkirche in Górzno

Die seit 1239 bekannte Ortschaft Górzno besitzt seit 1327 Stadtrechte. Bis zur ersten Teilung Polens (1772) war Górzno im Besitz der Bischöfe von Płock.

1325 stiftet Bischof Florian von Plock die Heiligkreuzkirche (Kościół pw. Świętego Krzyża) die dem „Orden der Wächter des Heiligen Grabes zu Jerusalem“ aus dem polnischen Dorf Miechów angehörte. Der Orden hatte kein eigenes Kloster in Górzno, sondern verwaltete die Pfarre nur durch delegierte Priester.

Um 1409 wurde die Kirche vom Deutschen Orden geplündert und zerstört. Eine neue Holzkirche blieb nur bis 1443 erhalten. Die Kirche wurde erneut aufgebaut und während der Schlacht um Górzno im Jahre 1629 zerstört. Eine weitere Holzkirche überstand die Zeit bis 1763.

Zwei Jahre später begann der Orden mit dem Bau einer gemauerten Kirche, die bis heute erhalten ist. Der Bau endete erst 1812, die Türme wurden im 19. Jahrhundert hinzugefügt. Die im Barock- und klassizistischen Stil errichtete Heiligkreuzkirche ist einschiffig und besitzt ein Tonnengewölbe. Die beiden Türme sind 24 meter hoch.

Eine Seite aus dem Kirchenbuch aus dem Jahre 1772:

1803 wurde mein Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater Stanislaus Wisnewski in der Kirche getauft.

Eine kleine Grotte neben der Kirche erinnert an die Massabielle-Grotte von Lourdes. Górzno hatte bis 1772 eine rein katholische Bevölkerung.

Die Schlacht von Górzno – 1629

Der Schwedisch-Polnische Krieg von 1600 bis 1629 war ein militärischer Konflikt zwischen Schweden und Polen-Litauen, bei dem es um Erbfolgeansprüche und die Vorherrschaft im Ostseeraum ging. Zum Ende des Schwedisch-Polnischen Krieges fand als vorletzte Schlacht, am 12. Februar 1629, die Schlacht von Górzno statt.

Etwa 6000 schwedische Soldaten wurden in Miłomłyn (nördlich von Ostróda) konzentriert und im Winter 1629 zog die schwedische Armee unter Führung von Herman Wrangel nach Süden, um Brodnica einzunehmen. Die polnischen Truppen in dieser Region wurden von Stanisław Rewery Potocki geführt. Am 12. Februar erreichten die Schweden den Fluß Brynica nördlich von Górzno, wo ihnen etwa 5.000 polnische Soldaten im Weg standen.

Die Aufgabe der Polen war es, den Angriff der Schweden zu stoppen und die Angreifer in die Sümpfe zu drängen. Den Schweden gelang es jedoch den Fluß Brynica zu überqueren und die Polen bei Zaborowo in die Flucht zu schlagen. Die Verluste der Polen waren hoch, es wurden 600 Gefangene gemacht und es gab etwa 700 Tote. Die schwedischen Eindringlinge verloren nur einige Dutzend Soldaten. Von Górzno zogen die schwedischen Soldaten dann weiter um sich an der Belagerung von Toruń (Thorn) zu beteiligen.

 

1400 Mark in Górzno verloren – 1916

1917 gaben die Stadt- und Polizeiverwaltung in Górzno Notgeld in Form von Gutscheinen heraus. Richtiges Geld war zum Ende des Krieges knapp. Skurill ist daher die Nachricht in der Presse aus Thorn (Toruń) vom 11. Juni 1916 über den Verlust der hohen Summe von 1400 Mark. Allerdings ist fraglich, ob der Rat der Thorner Presse das Geld zur Sparkasse zu bringen, viel besser gewesen wäre.

Die Presse, Ausgabe Nr. 136 vom 11. Juni 1916, Seite 2, berichtet in der Rubrik „Provinzialnachrichten“ folgendes:
Strasburg, 8. Juni. Ihr ganzes Vermögen in den Rock eingenäht hatte eine Frau in Gorzno. Wenn sie sich allein wähnte, stellte sie durch auftrennen der Naht fest, daß ihr Schatz noch vorhanden war, und erfreute sich daran. Eines Tages war ihr Schatz im Betrage von 1400 Mark fort und die Frau vermag nicht anzugeben, ob sie ihr Geld verloren hat oder ob die wertvollen Scheine einen anderen Liebhaber gefunden haben. Durch Anzeige setzt sie nun 100 Mark Belohnung dem „ehrlichen Finder“ aus, der ihr das verschwundene Kapital wiederbringt. Ob es was nützen wird, ist eine andere Frage. Sie hätte jedenfalls besser getan, das Geld vorher auf die Sparkasse zu bringen.

Ein Gruss aus Górzno – 1915

Einen Gruß aus Górzno erhielt 1915 Lorenz Piotrowski in Thorn (Toruń)

Lieber Lorenz!
Sende Dir aus Gorzno
eine Postkarte. Kennst Du
die beiden kleinen Jungen?
Schreib mir mal wieder auf
Stolp.
Sonst nichts neues
Mit Gruß (unleserlich)

Die Frage ist, wer ist Lorenz Pietrowski ???

Der Geburtseintrag von Rosalium Piotrowski im Kirchenbuch von Górzno zeigt das die Familie Pietrowski schon um 1774 in Górzno lebte.

Über die Schule und die pädagogische Weisheit

Am 28. September 1717 führte König Friedrich Wilhelm I die allgemeine Schulpflicht in Preußen ein.

„Wir vernehmen missfällig, dass die Eltern, absonderlich auf dem Lande, in Schickung ihrer Kinder zur Schule sich sehr säumig erzeigen. Und dadurch die arme Jugend in große Unwissenheit, was das Lesen, Schreiben und Rechnen betrifft, aufwachsen lassen.“ Und weiter: „dass hinkünftig an denen Orten, wo Schulen sein, die Eltern bei nachdrücklicher Straffe gehalten sein sollen, ihre Kinder im Winter täglich und im Sommer, wann die Eltern die Kinder bei ihrer Wirtschaft benötigt sein, zum wenigsten ein- oder zweimal die Woche in die Schule zu schicken.“
Und zwar alle fünf- bis zwölfjährigen Kinder – Jungen wie Mädchen und das vor 300 Jahren!

Da stellt man sich schon die Frage, warum meine Urgroßmutter 1899 ihre Heiratsurkunde wegen Schreibunkunde mit xxx unterschrieben hat.

In Zaborowo und Miesiączkowo gab es zu dieser Zeit Schulen.

Die Schule in Zaborowo

Bis zur Mitte des 19. Jahrhundert gab es in den preußischen Provinzen kaum Probleme in den Schulen mit der Unterrichtssprache. Die Instruktion des preußischen Kultusministers vom 24. Mai 1842 bestimmte, dass die Kinder in allen Schulen den Unterricht in ihrer Muttersprache erhielten. Für die polnischsprachrigen Kinder war Deutsch nur ein Unterrichtsfach.

In Westpreußen wurde durch den Erlass des Kultusministers vom 25. Oktober 1865 eine Regelung getroffen, die von Klasse zu Klasse eine stärkere Berücksichtigung des Deutschen als Unterrichtsprache in den Volksschulen festlegte. Mit Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1871 verstärkte sich die Germanisierungspolitik. Am 24. Juli 1873 wurde in Westpreußen Deutsch als alleinige Unterrichtssprache in den Volksschulen eingeführt. Die Lehrer in den Schulen sind Deutsche, die oft kein polnisch sprechen. Meine Urgroßmutter sprach nur polnisch. 

In der Schrift „Ein Wort zu ernster Stunde an die deutschen Mitbürger von einem polnischen Bürger“, erschienen 1893 in Posen wird u.a. das Schulwesen in den östlichen Provinzen Deutschlands beschrieben.

 Einige Zitate aus dieser Schrift:

„Mit seinem Gewissen kann es kein deutscher Vater, trotz aller Wort und Gedankenklauberei der Schulpolitiker, vereinigen, wenn er hört, dass polnische Kinder, die kein Wort deutsch verstehen, von einem stockdeutschen Lehrer, mit Erfolg Unterricht geniessen sollen.“

„Dass es naturwidrig ist Elementarschulkinder in einer fremden Sprache zu unterrichten und das natürliche Lernmittel der Muttersprache, gänzlich in der Schule zu vernachlässigen, leuchtet jeden ein.“

„Neulich stand in den Zeitungen die Notiz, dass das Kgl. Eisenbahnbetriebsamt an die Herrn Schulinspektoren die Bitte gerichtet hat, durch die Schule dahin zu wirken, dass den Kindern beigebracht werden möchte, welch grosses Verbrechen sie auf ihr Gewissen laden können, wenn sie Steine oder Knüppel auf die Eisenbahnschienen legen. Ein polnischer Lehrer wird mit dieser sehr zu beherzigenden Aufgabe, seinen polnischen Schülern gegenüber, in polnischer Sprache erfolgreich in 5 Minuten fertig. Nun soll aber ein Lehrer, der kein Wort polnisch versteht, seinen deutsch nicht verstehenden Kindern, die Sache klar und deutlich erläutern. Wie er das zu Wege bringt, darüber mögen sich die Herrn Schulpolitiker die Köpfe zerbrechen. Sie fahren ja selbst viel per Bahn, so wie auch das gebildete Publikum, welches die Ergüsse ihrer paedagogischen Weisheit in den Zeitungen liest und bewundert.“ 

 

In der Thorner Presse finden sich zwei kurze Nachrichten über den Tod des Schülers Radtke aus Zaborowo und die Feiern zum Geburtstag des Kaisers in der Schule von Miesiączkowo.

Die Thorner Presse, Ausgabe Nr. 150 vom 27. Juni 1884, Seite 3, berichtet folgendes:
Gorzno, 27. Juni. (Erhängt.) Gestern Abend erhängte sich an einer Leiter der 10jährige Sohn der Wittwe Radtke aus Zaborowo. Da der Schuldiener das Kind am Vormittage desselben Tages zur Schule führen wollte, so soll es sich aus Furcht vor Strafe das Leben genommen haben.

 

Die Thorner Presse, Ausgabe Nr. 24 vom 29. Januar 1889, Seite 3, berichtet in der Rubrik „Provinzialnachrichten“ folgendes:
Miesionskowo, Kreis Strasburg, 26. Januar. (Der Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers) wurde in der hiesigen Schule heute besonders festlich begangen. In der mit Tannengrün festlich geschmückten Schulklasse fand unter Betheiligung mehrerer Gemeindemitglieder und Eltern der Schüler ein erhebender Festakt statt. Die Feier wurde durch Gesang und Gebet eröffnet. Sodann hielt Herr Lehrer Buchholz eine zu Herzen gehende Ansprache, in der er das Lebensbild unseres geliebten Kaisers entrollte. Darauf folgten seitens der Schüler Gesänge und Deklamationen patriotischen Inhalts. Einem auf Seine Majestät ausgebrachten begeisterten Hoch folgte der Gesang der Nationalhymne. Gesang und Gebet schlossen die schöne Feier.

Die Russen in Górzno – 1914

Oberförster Fritz Schuster (1859-1944) in seinem Buch Erinnerungen aus meinem Leben:

Wir atmeten förmlich auf, als schon am 23/31. August 1914 Hindenburg und Ludendorf die Tannenbergschlacht siegreich schlugen und nicht weniger als über 90.000 Gefangene machen konnten. Nun rollten die Züge in rascher Folge in umgekehrter Richtung mit Gefangenen westwärts. Wie sich herausstellte, war auch meine frühere Oberförsterei Ruda und Umgebung von der Tannenbergschlacht in Mitleidenschaft gezogen. Während der Schlacht soll in dem Oberförstereigehöft in Ruda eine Zeit lang ein höherer russischer Stab gelegen haben. Dem Gute Guttowo – 20 Min. von Ruda entfernt – ist dabei
sehr übel mitgespielt worden. Plündernde Soldateska haben sicherem Vernehmen nach das Gut nach allen Regeln der Kunst gebrandschatzt und das große Gutshaus mit den umfangreichen Wirtschaftsgebäuden dem Erdboden gleichgemacht. Mir liegt noch aus der Kriegszeit ein Zeitungsartikel eines Lokalberichterstatters aus dem Górznower Käseblättchen vor, der das fürchterliche Hausen der russischen Horden hinreichend illustriert. Es lautet wörtlich:

„Wie die Russen um Gorzno Krieg führten
Es stürmten plötzlich etwa 40 russische Reiter im vollsten Galopp in das Städtchen Górzno (½ Stunde vom Oberförstergehöft Ruda entfernt) bis auf den Marktplatz. Dort machten sie halt. Alle Telegraphenstangen wurden umgehauen, dann plünderten sie das Warenhaus Caspar, die Waren schafften sie auf Górznoer Fuhrwerken über die Grenze. Post und Zollamt sind aufgelöst. Nachdem all dieses geschehen war, kam das Gros der Russen, ca. 4000 Mann russ. Kavallerie angesprengt, mit Feldküche und einigen Kanonen sowie sämtl. Bagage. Sie schlugen den Weg nach Radosk ein, bogen dann zu dem Weg nach der Oberförsterei Ruda ein, wo ebenfalls die Telegraphenstangen an der Chaussée abgehauen wurden und begaben sich nach Guttowo Gut. Dort loderten bald Feuersäulen auf. Unsere Radfahrerkompagnie begegnete dem Feind, wobei der Leutnant sein Leben verlor. Auf dem Rückwege stürmten etwa 40 Russen zu Pferde nach der Grenze über Górzno zurück. Das Gros der Russen ist auf Umwegen weitergezogen und soll sich in dem Forst um Guttowo und Górzno aufhalten.“

Wahl zum 8. Deutschen Reichstag 1890

Gorzno, 20. Februar. (Reichtagswahl). Hier erhielten Hobrecht (nationalliberal) 54, Schnackenburg (freisinnig) 10, v. Rozycki (Pole) 164 Stimmen

Wladyslaw von Rozycki, geb. am 12. August 1833, katholisch. Besuchte das Gymnasium in Kulm. Widmete sich seit 1850 der Landwirtschaft, übernahm 1855 das väterliche Rittergut Zajaczkowo, Kr. Löbau, und erwarb 1861 das Rittergut Wlewsk, Kr. Strasburg. Von 1890 bis 1898 war von Rozycki Mitglied des Deutschen Reichstags für den Wahlkreis Regierungsbezirk Marienwerder 3 (Graudenz, Strasburg, Westpr.) und die Polnische Fraktion.

Das preußische Dreiklassenwahlrecht, das die Stimmen der Wähler nach der Höhe ihres Steueraufkommens gewichtet, begünstigt besonders die Begüterten: Unternehmer, Grundbesitzer und Akademiker sind erste Wahl.

Bei der Reichtagswahl 1890 erhielt die Polnische Fraktion 3,4 % der Stimmen im Deutschen Reich.